Spektakel in Bremen, Nullnummer in Köln

Werder-Wahnsinn diesmal ohne Happy-End: In einem Tor-Spektakel hat Eintracht Frankfurt den Bremer Schlussspurt-Helden der vergangenen Wochen die Grenzen aufgezeigt. Mit dem verdienten 4:3 (3:2) zum Abschluss des vierten Spieltages in der Fußball-Bundesliga feierte der Europa-League-Gewinner und Champions-League-Teilnehmer seinen ersten Saisonsieg.

„Es war turbulent. Es ging hin und her“, sagte Eintracht-Torwart Kevin Trapp am Sonntag im Streamingdienst Dazn. Das einzige, was ihn störte: „Wir kriegen zu viele Gegentore.“ Die gleiche Klage über zu viele Gegentreffer führte auch Werder-Kapitän Marco Friedl bei seiner Mannschaft an. „Wir machen viel zu viele Fehler. Egal, wer es jetzt ist. Ich denke, wir müssen das abstellen“, sagte der Innenverteidiger. „Wenn man immer drei Tore erzielen muss, dann reicht es irgendwann nicht.“ Sein Fazit: „Die Niederlage war verdient.“

Den Torreigen hatte Liga-Rückkehrer und WM-Held Mario Götze eröffnet, als er aus 18 Metern in der zweiten Minute traf (Trapp: „Endlich hat Mario mal geschossen.“). Für Götze war es der erste Pflichtspieltreffer für seinen neuen Verein. „Das war sehr schön. Ich glaube, das war ein wichtiges Tor für uns“, meinte Götze. Werder ließ sich aber nur kurz schocken und drehte vorübergehend das Spiel durch die Treffer von Anthony Jung (14.) und Leonardo Bittencourt (17.).

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Noch vor der Pause besorgten Randal Kolo Muani (32.) und Jesper Lindström (39.) die erneute Wende. Nach Anpfiff der zweiten Hälfte erzielte Djibril Sow (48.) mit einem wunderschönen Schuss den vierten Frankfurter Treffer. Niclas Füllkrugs verwandelter Foulelfmeter in der zweiten Minute der Nachspielzeit reicht diesmal nicht mehr für die Bremer.

„Das ist das Werder von früher. Spektakel“, sagte Füllkrug. „Heute leider mit dem schlechteren Ende für uns gegen eine individuell starke Mannschaft.“ Es sei schwer zu gewinnen, „wenn du vier Tore zu Hause kriegst. Entsprechend müssen wir das abstellen“.

Werder war mit dem Rückenwind des spektakulären Sieges in Dortmund gestartet, als die Bremer in den letzten sechs Minuten noch aus einem 0:2 ein 3:2 geschafft hatten. Doch schon früh setzte Götze den Stimmungsdämpfer. Anschließend entwickelte sich ein munteres Spiel beider Teams. Die Bremer wurden immer besser: Jung bekam einen missglückten Klärungsversuch vor die Füße und stellte mit einer Direktabnahme auf Remis. Kurz darauf köpfte Bittencourt, der einige Minuten verletzt ausgewechselt wurde, die Werder-Führung.

Die Frankfurter wirkten insgesamt reifer, dazu kamen immer wieder die Unsicherheiten in der Bremer Deckung. Den Hessen gelang noch vor der Pause die Wende und kurz nach dem Wiederanpfiff das letztlich entscheidende vierte Tor durch Sow.

Nach 64 Minuten brachte Werder-Trainer mit Lee Buchanan und Niklas Schmidt – und etwa zehn Minuten später Oliver Burke – die drei späten Torschützen aus dem Dortmund-Spiel. Doch Werder, das zwar noch einige Chancen bekam, fand im zweiten Durchgang nur schwer in den Spielrhythmus zurück. Die aufkeimende Hoffnung der Gastgeber auf ein erneutes Werder-Wunder nach Füllkrugs verwandeltem Elfmeter erfüllte sich nicht mehr.

Kein Kalajdzic, keine Tore

Die meisten Diskussionen beim ohnehin hektischen 0:0 zwischen dem 1. FC Köln und dem VfB Stuttgart gab es um einen, der gar nicht dabei war. Denn Stuttgarts Torjäger Sasa Kalajdzic stand nicht im Kader. Der Österreicher, der im Sommer schon mit dem FC Bayern München und Borussia Dortmund in Verbindung gebracht worden war, steht offenbar vor einem Wechsel zum englischen Premier-League-Klub Wolverhampton Wanderers. Deshalb hatte er auf eigenen Wunsch schon am Samstag beim Abschlusstraining des schwäbischen Fußball-Bundesligisten gefehlt.

Drei Tage nach dem Einzug in die Gruppenphase der Conference League blieb der FC in der Liga weiter ungeschlagen, kam zum dritten Mal in Folge aber nicht über ein Unentschieden hinaus. Auch der VfB spielte am 4. Spieltag zum dritten Mal Remis, hatte die andere Partie aber verloren und ist daher weiter sieglos. Am Sonntag waren die Schwaben dem Erfolg näher, scheiterten aber immer wieder am überragenden Kölner Torhüter Marvin Schwäbe. Und an der Roten Karte gegen Luca Pfeiffer (56.) – ausgerechnet den Ersatz von Kalajdzic. Weil er sich unter anderem darüber so aufregte, sah VfB-Coach Pellegrino Matarazzo auch noch Gelb-Rot (72.).

„Wir sind zum Schluss gekommen, dass es keinen Sinn macht, ihn mitzunehmen. Weil er sich im Kopf nicht frei genug fühlt, um heute auf dem Platz zu performen“, hatte Matarazzo bei Dazn über das Fehlen seines Torjägers gesagt. Der Ex-Darmstädter Pfeiffer war so zu seinem ersten Startelfeinsatz gekommen, sein Debüt endete nach einem Tritt auf den Knöchel von Timo Hübers aber vorzeitig. Die Kölner profitierten im vierten Spiel damit zum dritten Mal von einem Platzverweis des Gegners, schafften trotz mehr als einer halben Stunde Überzahl aber nicht mehr den zweiten Saisonsieg.

Das Duell zwischen Köln und Stuttgart war eher schwere Kost.Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Kölns Trainer Steffen Baumgart änderte seine Startelf gegenüber dem 3:0 unter der Woche im Playoff-Rückspiel beim Fehérvár FC auf fünf Positionen. „Das sind keine Wechsel in dem Sinne, sondern im Sinne der Belastungssteuerung“, sagte der Coach. Dennoch wirkten die Gäste zu Beginn deutlich frischer und hatten schon in den ersten fünf Minuten drei ordentliche Chancen durch Wataru Endo nach 22 Sekunden, Silas (4.) und Konstantinos Mavropanos (5.). Die Kölner mussten zudem früh zwei Verletzungen wegstecken. Mathias Olesen musste nach 17 Minuten vom Feld, Jeff Chabot spielte trotz einer schon nach vier Minuten erlittenen Verletzung mit Kopfverband, der immer wieder nachgeklebt wurde, bis zur 52. weiter. Endgültig stoppte ihn dann eine weitere Blessur am linken Fuß.

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Kölns Retter schon vor der Pause war Schwäbe, der gegen Silas zweimal überragend parierte (22./38.). Auch der FC hatte zwei Riesenchancen zur Führung, doch Kapitän Jonas Hector trat nach Freistoßablage von Ondrej Duda völlig ungedeckt aus zehn Metern mittig vor dem Tor am Ball vorbei (37.) und den Turban-Kopfball von Chabot schlug Mavropanos von der Linie (45.+2).

Die zweite Halbzeit begann mit den nächsten Chancen für Silas – und den nächsten Rettungstaten von Schwäbe (48./49). Dann sah Pfeiffer zurecht Rot und das zerfahrene Spiel wurde gar nicht so viel anders, weil der VfB sich in Unterzahl gut behauptete und die müden Kölner aus der Überzahl zu wenig machten. (dpa)