Marcel Lotka hat sich bei Hertha BSC nach oben gearbeitet

Marcel Lotka bewegte sich auf gewohntem Terrain, und das war ihm – bei aller Enttäuschung natürlich über die Niederlage – durchaus anzumerken. Ein kurzer Plausch hier, ein Handschlag da. Unter anderem traf Lotka in den Katakomben der Bayarena seinen früheren Torwarttrainer aus der Jugend von Bayer Leverkusen.

Von 2017 bis 2020, bis zu seinem Wechsel nach Berlin, war Lotka für den Leverkusener Nachwuchs aktiv, und vermutlich war es damals sein großer Traum, irgendwann einmal in der Bayarena bei einem Spiel der Fußball-Bundesliga aufzulaufen. Am Samstag ist dieser Traum überraschend in Erfüllung gegangen – wenn auch ein bisschen anders als erhofft. Lotka, 20, spielte nicht für Bayer, sondern gegen Bayer.

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Eine Viertelstunde war vorüber, als Alexander Schwolow, der Stammtorhüter von Hertha BSC, auf dem Rasen lag und medizinische Hilfe anforderte. Lotka legte seine Handschuhe an und nutzte die Behandlungspause des Kollegen, um sich von Torwarttrainer Andreas Menger schnell noch ein paar Bälle in die Arme schießen zu lassen. „Wenn man auf der Bank sitzt, muss man immer bereit sein“, sagte Lotka nach dem Spiel, das für Hertha mit einer 1:2-Niederlage und dem Rückfall auf einen direkten Abstiegsplatz zu Ende gegangen war.

Für den polnischen U-21-Nationalspieler war es der vierte Einsatz in der Fußball-Bundesliga, und nach Lage der Dinge könnten bis zum Ende der Saison durch Schwolows Verletzung noch einige dazu kommen. Herthas Trainer Felix Magath bezifferte die Ausfallzeit des Torhüters auf mindestens zwei Wochen. Direkt nach dem Spiel wurde sogar der Verdacht geäußert, dass sich Schwolow nicht nur einen Muskelfaser-, sondern einen Sehnenriss zugezogen haben könnte. Eine genaue Diagnose steht noch aus.

Im Sommer geht Lotka zum BVB

Schwolow war gerade erst ins Tor zurückgekehrt, nachdem er drei Spiele wegen einer Coronainfektion verpasst hatte. Schon in diesen Begegnungen war er von Lotka vertreten worden. Dass der Pole ihn auch in Leverkusen wieder ersetzte, kam trotzdem ein wenig überraschend. Denn in der Woche zuvor, bei Schwolows Comeback im Heimspiel gegen Hoffenheim, hatte Oliver Christensen, 22, auf der Bank gesessen.

Den Dänen hat Hertha im Sommer für immerhin drei Millionen Euro aus Odense geholt: als stabile Nummer zwei hinter Schwolow, mit der Perspektive, ihm über kurz oder lang die Position des Stammtorhüters streitig zu machen. Immerhin kann Christensen ein A-Länderspiel für Dänemark vorweisen. In Leverkusen aber hatte er erneut das Nachsehen. Als Schwolow wegen seiner Covid-19-Erkrankung ausfiel, war Christensen ebenfalls verletzt und stand nicht zur Verfügung. Auf sein Bundesligadebüt wartet er weiterhin.

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Das könnte auch erst einmal so bleiben. Denn obwohl Lotka Hertha im Sommer verlassen und in die U 23 von Borussia Dortmund wechseln wird, hat er gute Chancen, den verletzten Schwolow in den nächsten Wochen zu vertreten. In Leverkusen hielt er, was zu halten war, an beiden Gegentoren war er schuldlos. Überhaupt wirkte Lotka bei seinen bisherigen Einsätzen für die Profis sehr stabil und recht unbeeindruckt von der Größe der Aufgabe. Einzig bei der Niederlage gegen Eintracht Frankfurt unterlief ihm ein Fehler, der ein Gegentor zur Folge hatte.

Lotka hat von den besonderen Umständen profitiert. Eigentlich war er hinter Schwolow, Christensen, dem Routinier Rune Jarstein und Nils Körber nur Torhüter Nummer fünf bei den Berlinern. Doch als es ernst wurde, war er der Einzige, der richtig im Saft stand. Das dürfte auch ein Grund gewesen sein, warum er am Samstag in Leverkusen auf der Bank saß und schließlich eingewechselt werden konnte. Im Unterschied zu seinen internen Konkurrenten Körber und Christensen verfügt er über die deutlich größere Bundesligaerfahrung.