Leipzig liest trotzdem, und viele Verlage sind auch da
Es hat ziemlich viel Aufruhr gegeben, nachdem die Leipziger Buchmesse Anfang dieser Woche von den Verantwortlichen selbst abgesagt worden war. Da waren nicht nur die kleineren Verlage entsetzt und die Autorinnen und Autoren sowieso, da gab es auch Vorwürfe, dass hier die Großkonzerne nur ihr eigenes Business verfolgen würden (obwohl durchaus so mancher kleine Verlag ebenfalls seine Zusage zurückgezogen hatte).
Ja, sogar ein Ost-West-Konflikt wurde ausgemacht: Der böse Westen, der wieder einmal dem armen Osten übel mitspielt und diesem jetzt auch die Leipziger Buchmesse zerschlägt, zugunsten der Frankfurter Buchmesse. Es folgten Solidaritätsbekundungen und schließlich auch die Einladung der Politik, namentlich von Kulturstaatsministerin Claudia Roth und Sachsen Ministerpräsident Michael Kretschmer, zu einem “Zukunftsgespräch” mit Vertreter:innen der Branche.
Ein Zukunftsgespräch mit der Politik
Die Umstände der Absage der Messe würfen viele Fragen auf, schrieben die beiden Politiker in einer gemeinsamen Erklärung. Es gehe auch um die Verantwortlichkeiten von Marktteilnehmern, Interessenvertretern und Messe – in einer Zeit, in der in Bologna, London oder Köln vergleichbare Veranstaltungen stattfänden. Wie also geht es weiter mit der Leipziger Buchmesse?
Zunächst einmal so, dass auf dem Messegelände wieder einmal alles dicht ist, bis auf die Glashalle am Donnerstag, den 17. März, da der Preis der Leipziger Buchmesse im gewohnten Rahmen, aber eben ohne Publikum vergeben wird.
Dafür dürfte in der Stadt selbst nun doch einiges los sein. Denn ungefähr fünfzig unabhängige Verlage planen für die Tage vom 18. bis zum 20. März eine sogenannte Pop-Up-Buchmesse, darunter auch größere, mittelständische Verlage wie Hanser, Klett-Cotta, C.H. Beck, Suhrkamp oder Aufbau. Stattfinden soll das Ganze im soziokulturellen Werk 2 im Leipziger Süden, hier wollen die Verlage ihre literarischen Neuerscheinungen präsentieren.
Portugal kommt trotzdem
Auch in der Stadt wird es viele Lesungen geben, obwohl das Lesefest „Leipzig liest“ offiziell ebenfalls abgesagt wurde. „Es finden wahnsinnig viele Veranstaltungen statt, die geplant waren und nicht abgesagt wurden“, hat der Leiter des Literaurhauses Leipzig Thorsten Arend im Deutschlandfunk Kultur vergangene Woche gesagt. Allein im Literaturhaus würden mehr als 30 Autorinnen und Autoren zu Gast sein.
Und dann ist da noch Portugal, das sogenannte Gastland der Leipziger Buchmesse, das ebenfalls nach der Absage verkündete, mit einigen Autorinnen und Autoren wie geplant nach Leipzig zu kommen und Events zu veranstalten. Zehn Autor:innen aus Portugal und dem portugiesischen Sprachraum wie Angola, Kap Verde oder Mosambik lesen etwa im Haus des Buches und in der Schaubühne Lindenfels, darunter Dulce Maria Cardoso, José Luis Peixoto und Margarida Vale de Gato.
Das Haus des Buches wird überhaupt zu einer Art portugiesischen Zentrale, so gibt es hier auch eine Ausstellung zu José Saramago, der 1998 den Literaturnobelpreis gewann und im November 2022 100 Jahre alt geworden wäre.
„Unerwartete Begegnungen“ lautete das Gastlandmotto. Zu denen könnte es jetzt erst recht kommen in Leipzig, da die Messe ausfällt und irgendwie auch ein bisschen stattfindet. Und im nächsten Jahr? Der Termin steht, 23. bis 26. März. Doch muss man kein Prophet sein, um sagen zu können, dass diese 2023er- Messe-Ausgabe abermals unter erschwerten Bedingungen stattfinden und wenig an die Prä-Pandemiemessen erinnern wird.