Wenn im Sport zu oft Bescherung ist
Es weihnachtet mal wieder sehr, was nicht zu übersehen und überlesen ist. Auf den Straßen funktionieren die emsigen Paketlieferant*innen jeden freien Winkel zu Parkplätzen um und in den Büros wird sich kräftig am Fest der Freude abgearbeitet. Auch und vor allem in der Sportberichterstattung ist das der Fall. Unzählbar oft hat sich etwa Hertha BSC mit dem Sieg gegen Borussia Dortmund „schon beschert“ und „drei Punkte zum Fest gesammelt“ oder „unter den Weihnachtsbaum“ gelegt.
Für den 1. FC Union war die Hinrunde ein „einziges Weihnachtsfest“. Dumm nur, dass es die Köpenicker weder mit singenden Fans im Stadion an der Alten Försterei noch mit dem kompletten Team unterm Baum feiern dürfen (Stichwort: Kontaktbeschränkungen). Nein, mal ganz im Ernst: Auch wenn Weihnachten nun angesichts der Pandemie wieder nur im Abstiegskampf spielt – wir brauchen das schöne Fest im Sport nicht in jedem Artikel. Wir wissen doch alle, was uns an Heiligabend erwartet.
Oder können Sie sich die Frage „schon was vor heute Abend?“ am Morgen des 24. Dezember vorstellen? Also weg mit der Weihnachtsinflation in den Texten, haben wir uns gedacht und den Vorschlag, es in den Tagen vor dem Fest einmal groß als Zeile (etwa: „Wer schon Bescherung feiert“ oder „wo der Weihnachtsbaum brennt”) über die Seiten zu legen, diskutiert. Das wurde allerdings abgelehnt. Mit Weihnachten mache man keine Witze und außerdem sei das Leben gerade schon trübe genug – so der Tenor.
Die meisten Kolleg*innen wollen das Lametta dann doch in ihren Werken herumflirren lassen. Am Ende hat der Chef, einst als Weihnachtsmann vom Studentenwerk am 24. Dezember jahrelang im Einsatz, aufgegeben – und freut sich nun über drei Punkte unter dem Baum.