Der 1. FC Union ist gegen Maccabi Haifa nicht zu bremsen
Nach ziemlich genau 20 Minuten passierte etwas Seltsames. Der junge Mann am Fuße des grün-weiß glitzernden Gästeblocks legte tatsächlich eine Pause ein, doch diese währte nur für einige Sekunden. Bumm, bumm, bumm – schon schlug er wieder mit bewundernswerter Ausdauer auf seine große Trommel ein. Die mehr als 1000 Fans von Maccabi Haifa hüpften, sangen und machten ordentlich Lärm. Die Anhänger des 1. FC Union reagierten, indem sie ihrerseits die Lautstärke erhöhten.
Es war eine schöne Stimmung am Donnerstagabend im Berliner Olympiastadion und besonders angenehm war, wie freundlich die Gäste empfangen wurden. Schließlich war Haifa das erste Team aus Israel, das in dem von den Nazis für die Propagandaspiele 1936 errichteten Stadion spielte – und die Stimmung wurde diesem durchaus historischen Anlass gerecht. Maccabi wurde mit viel Applaus begrüßt und ein zweiter Stadionsprecher machte alle Durchsagen auch auf Hebräisch.
Sportlich gab es jedoch keine Gastgeschenke für die Mannschaft aus der nordisraelischen Hafenstadt. Im zweiten Spiel der Gruppenphase holte der 1. FC Union den ersten Sieg und bleibt damit voll im Rennen um den Einzug in die nächste Runde der neuen Conference League. Vor 23.342 Zuschauern erzielten Andreas Voglsammer, Kevin Behrens und Taiwo Awoniyi die Treffer zum 3:0 (1:0).
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Unions Trainer Urs Fischer baute seine Mannschaft gehörig um, allerdings nur zum Teil freiwillig. Mit Timo Baumgartl, Paul Jaeckel und Rick van Drongelen standen drei Innenverteidiger nicht zur Verfügung und so starteten die Berliner erstmals in dieser Saison mit einer Viererkette. In der 4-3-3-Formation standen mit Debütant Fredrik Rönnow, Kevin Möhwald, Genki Haraguchi, Behrens und Sheraldo Becker fünf Neue.
In der Anfangsphase war das Geschehen auf den Rängen deutlich packender als das Spiel. Haifa versuchte schnell umzuschalten und im Ansatz sah das gar nicht schlecht aus, in Bedrängnis brachten die Gäste Unions umformierte Abwehr damit aber nie.
Die Berliner ließen es gemächlich angehen. Marvin Friedrich bemängelte schon früh die mangelnde Bewegung seiner Vorderleute und hob fragend beide Arme, als ihm mal wieder keine Anspielstation außer Torwart Rönnow blieb. Erst nach etwa einer Viertelstunde erhöhten die Berliner langsam den Druck. Sie versuchten nun wiederholt, den Gegner mit Seitenwechseln auseinanderzuziehen. Diesen fehlte aber anfangs noch die Präzision.
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Nach und nach wurde Union jedoch zwingender. Besonders über die rechte Seite mit Kapitän Christopher Trimmel und dem schnellen Becker schafften es die Köpenicker bis zur Grundlinie und Flanke für Flanke wurde es gefährlicher. Nach einer abgewehrten Hereingabe versuchte es Möhwald volley aus spitzem Winkel, seinen Schuss konnte Torwart Joshua Cohen aber in zwei Versuchen entschärfen.
Wenig später war er dann allerdings machtlos. Behrens legte nach einer ungenauen Abwehr der Gäste auf Höhe des Fünfmeterraums quer und Voglsammer bugsierte den Ball im Grätschen über die Linie. Bisher hatten die beiden Stürmer vor allem als Joker überzeugt, nun bestätigten sie Fischer in seiner Entscheidung, den eigentlich gesetzten Angreifern Max Kruse und Taiwo Awoniyi mal eine Pause zu gönnen.
Mit einer verdienten 1:0-Führung ging es in die Pause und kurz darauf wurde die Laune bei den Berlinern noch besser. Endlich klappte es mal wieder mit einem Tor nach einer Standardsituation, in den vergangenen zwei Jahren noch eine der größten Stärken von Union. Behrens warf sich mit vollem Einsatz in die Freistoßflanke von Trimmel und erhöhte auf 2:0.
Der Trommler im Gästeblock dachte zwar nicht daran, aufgrund der drohenden Niederlage die Unterstützung einzustellen und die Stimmung bei den Maccabi-Fans blieb gut. Ihre Mannschaft wirkte aber zunehmend hilflos. Die Berliner hatten alles im Griff und ihr Anhang feierte sich, das Team und das heimische Stadion An der Alten Försterei. Becker traf mit einem sehenswerten Volley noch den Außenpfosten und legte dem eingewechselten Awoniyi das dritte Tor mustergültig auf. Da plätscherte das Spiel aber bereits seinem Ende entgegen – natürlich unter dem steten Schlag der Trommel.