1:4 beim SC Freiburg: Der 1. FC Union geht mit einer schmerzhaften Niederlage in die Winterpause

Vielleicht hätte Urs Fischer seine Kollegin Ailien Poese anrufen und um Rat fragen sollen. Der Schweizer Trainer des 1. FC Union schaute auf die Anzeigetafel und schüttelte den Kopf. Nach wenigen Minuten lag seine Mannschaft beim SC Freiburg bereits 0:2 zurück, hatte einen Elfmeter verschossen und Fischer sah ratlos wie selten aus.

Auch Unions Fußballerinnen hatten wenige Stunden zuvor im heimischen Stadion An der Alten Försterei früh 0:2 zurückgelegen und am Ende des Regionalligaspiels gegen Carl Zeiss Jena II immerhin noch einen Punkt geholt.

Den Männern gelang solch ein Comeback nicht. Ganz im Gegenteil. An einem Nachmittag, an dem wirklich alles gegen die Berliner lief, kassierten sie die zweite schmerzhafte Niederlage innerhalb von acht Tagen. Das unerwartete Verfolgerduell in der Fußball-Bundesliga ging mit 4:1 (4:0) an die Freiburger, die dadurch auf Rang zwei überwintern.

Die Berliner, bis vor einer Woche noch Tabellenführer, können froh sein, dass ihr herausragendes Fußballjahr nun vorbei ist. Denn nach endlosen Englischen Wochen ist Union der Verschleiß mittlerweile deutlich anzumerken. Nachdem Fischers Mannschaft an den ersten zwölf Spieltagen nur neun Gegentore kassiert hatte, waren es in den letzten drei Spielen gegen Leverkusen, Augsburg und Freiburg deren elf. „Die erste Halbzeit war ein Albtraum“, sagte Mittelfeldspieler Paul Seguin bei „Dazn“.

Das Spiel begann aus Berliner Sicht bereits denkbar schlecht. Es waren gerade erst anderthalb Minuten absolviert, als Schiedsrichter Deniz Aytekin zur Überraschung fast aller Beteiligter Kontakt mit seinem Videoassistenten aufnahm und nach einiger Beratung auf Elfmeter für Freiburg entschied.

Eine Flanke von Christian Günter hatte im Strafraum den abgespreizten Arm von Christopher Trimmel nur minimal touchiert, doch das reichte dem Unparteiischen für einen Strafstoß. Vincenzo Grifo schoss den Ball humorlos in den rechten Winkel.

Union hatte kaum die Zeit, sich über den frühen Rückstand zu ärgern, da stand es bereits 0:2. In einer Berliner Angriffssequenz unterlief Janik Haberer gegen seinen langjährigen Arbeitgeber ein kapitaler Fehlpass in die Füße von Grifo.

Der italienische Nationalspieler hatte viel Platz und nur Robin Knoche vor sich. Nach einem Doppelpass mit Michael Gregoritsch musste Grifo den Ball aus wenigen Metern nur noch über die Linie drücken.

Es war eine irrwitzig ereignisreiche Anfangsphase, in der auch Union ein Geschenk aus elf Metern bekam. Nicolas Höfler trat Sheraldo Becker an der Strafraumgrenze ebenso ungestüm wie unnötig um. Nachdem Knoche in den vergangenen Wochen zwei ganz wichtige Strafstöße verwandelt hatte, ließ er diese Chance auf den Anschluss allerdings liegen. Sein Schuss klatschte gegen den linken Pfosten. „Das passt zum heutigen Abend“, sagte Knoche.

In diesem Moment waren gerade einmal acht Minuten gespielt, doch es deutete sich bereits an, dass die Berliner einen völlig gebrauchten Tag erwischt hatten. Den letzten Beweis dafür gab es zehn Minuten später. Union war weit aufgerückt und Freiburg schaltete schnell um.

Der überragende Ritsu Doan lief Diogo Leite davon und der Portugiese wusste sich nur mit unfairen Mitteln zu helfen. Der nächste Elfmeter war unstrittig, die Rote Karte vertretbar, aber hart.

Grifo war es egal und mit einem Schuss in den linken Winkel vollendete er seinen Hattrick innerhalb von nur 16 Minuten. „Da war das Spiel gelaufen und danach ging es nur noch um Schadensbegrenzung“, sagte Seguin. In der Nachspielzeit legte Gregoritsch sogar noch das 4:0 nach. Aus sechs Schüssen machten die Freiburger vier Tore – und die Union-Profis schlichen mit hängenden Köpfen in die Kabine.

Das Spiel war natürlich längst entschieden, doch man musste den Berlinern in der zweiten Hälfte zugutehalten, dass sie sich nicht hängen ließen. Die Fans sangen „Always look on the bright side of life“, die Mannschaft sortierte sich defensiv neu und in der Schlussphase gelang Union sogar noch der Ehrentreffer. Sven Michel verwandelte einen Elfmeter. Dann waren die Berliner endlich erlöst und durften in ihren wohlverdienten Urlaub. (Tsp)

Zur Startseite