Xabi Alonso und Bayer Leverkusen: Der Mann, der die Siegermentalität mitbrachte
Als die Show im Berliner Olympiastadion vorbei war, hatte zunächst der Trainer des Verlierers seinen großen Auftritt. Und wenn Friedhelm Funkel dann mit all seiner Erfahrung rhetorisch ins Rollen kommt, dann ist das schon großes Entertainment. Da er mit 70 Jahren eher am Ende seiner Karriere als Trainer steht, ist klar, dass er mehr erlebt, hat als die meisten Menschen, die seinen Spielanalysen lauschen.
Dass er als Retter in der Not mit dem inzwischen eher grauen Zweitligisten 1. FC Kaiserslautern zum Saisonende noch so ein zumindest vom Ergebnis her enges DFB-Pokalfinale gegen den übermächtigen neuen Meister Bayer Leverkusen hinlegt, war laut Funkel das höchst Machbare. Klar sei das 0:1 ein „Scheiss-Ergebnis“, aber mehr sei eben nicht drin gewesen, auch nicht eine Halbzeit lang gegen nur zehn Leverkusener, nachdem Odilon Koussounou Gelb-Rot gesehen hatte. „Verteidigen kannst du auch mit zehn Mann“, sagte Funkel. Wer da mehr erwarte, habe keine Ahnung vom Fußball.
Bayer Leverkusen hat sich zwar nicht eben glanzvoll, aber doch verdient mit dem 1:0 von Berlin zum DFB-Pokalsieg gearbeitet an einem lauschigen Sonnabend im Olympiastadion mit schwefelhaltiger Luft. Die Fans aus Kaiserslautern versprühten mehr Feuerwerk als nötig. Aller Respekt gebührt den Siegern und vor allem natürlich ihrem Trainer.
Das fand auch Lauterns Trainer. „Das ist Wahnsinn, als Abstiegskandidat hat der Xabi die Mannschaft übernommen“, sprach Funkel. „Er wird sich noch weiter verbessern, die Mannschaft wird noch besser werden. Ich glaube, die Mannschaft ist in der Lage, um drei Titel mitzuspielen, auch in der Champions League.“
Das Fußballgenie aus dem Baskenland ist nicht aus der Ruhe zu bringen
Dem souveränen Auftritt Funkels ließ der Gelobte einen berührt kontrollierten Auftritt folgen. „Die ganze Saison, die ganze Reise war wunderbar. Was wir gemacht haben mit dieser Energie und diesem Glaube nach dem Finale am Mittwoch“, sagte Xabi Alonso.
Er ist irgendwie nicht aus der Ruhe zu bringen, dieses Fußballgenie aus dem Baskenland, das in der Karriere schon auf dem Platz fast immer gewonnen hat. Angeblich soll er in dieser Saison aber auch mal laut geworden sein in der Kabine. Man kann sich das nur schwer vorstellen. Wie soll man ihn erschüttern? Indem man ihm beim Frühstück das Brötchen vom Teller klaut, eine unfundierte Diskussion über die Separatismus-Debatten in seiner Heimat führt?
Nun müssen wir für die Zukunft richtige Entscheidungen fällen.
Xabi Alonso
Geht alles nicht und es ist einfach nichts Schlechtes zu finden bei Bayer Leverkusen. Alonso zählte die zurückliegende Bilanz stolz auf. „44 Siege, neun Unentschieden und nur eine Niederlage.“ Eben die im Finale der Europa League am Mittwoch gegen Atalanta Bergamo. Aber die haben sie weggeatmet am Sonnabend. Mit dem Double-Gewinn haben sie noch einmal klargemacht, wem diese Saison gehörte.
Alonso erzählte, dass ihm schon nach drei, vier Spieltagen klar geworden sei, dass diese Spielzeit besonders werden könnte für Bayern. Dass sie den Serienmeister Bayern München derart heftig ins Abseits stellen würden, hat er vielleicht noch nicht geahnt, aber er habe geglaubt „dass wir was erreichen können“.
Das sei vom Mentalen her gar nicht so einfach gewesen. „Denn wir haben keine Geschichte gehabt, um das alles zu erreichen“, sagte er. Die Titel, auf denen sie hätten aufbauen können, hatte vor allem der Trainer mitgebracht. Jetzt, mit den zwei Titeln im Rücken, ist natürlich ein Fundament da. „Die Spieler wollen noch mehr, die haben noch Hunger. Nun müssen wir für die Zukunft richtige Entscheidungen fällen“, sagte Alonso. „Das wird nicht morgen passieren, aber für Montag in einer Woche habe ich den Willen, diese Dinge anzugehen.“
Es klingt wie eine Drohung für die Konkurrenz. Aber der Xabi Alonso sei ja noch jung und habe genug Energie, um viel zu schaffen, sagte Friedhelm Funkel, dessen Zeit in Kaiserslautern endet. Nun geht es also ab in die Fußballrente? Mitnichten sagte Funkel. Erst einmal Energie auftanken und danach schauen. Und dann fragte er noch: Ach ja, wie alt ist eigentlich der Alonso? 42! „42? Solange wie ich schafft der das nicht“, sagt Funkel. „Aber der ist ja auch in vielen Wettbewerben unterwegs.“