Stabilität und Galligkeit: Der 1. FC Union besinnt sich auf alte Tugenden – und denkt wieder langfristig
In den vergangenen Jahren wurde das letzte Heimspiel der Saison beim 1. FC Union oft zu einer großen Party. Späte Siege und märchenhafte Europapokal-Einzüge wurden da gefeiert, meistens vor tausenden Fans auf dem Balkon der Haupttribüne.
Wie der Verein diese Woche verkündete, soll das auch 2025 der Fall sein. Diesmal aber lässt die Party auf sich warten. Erst kommende Woche, beim letzten Heimspiel der Frauen gegen Gütersloh, soll gemeinsam zelebriert werden. Die Aufsteigerinnen haben schließlich in dieser Saison deutlich größere Erfolge zu feiern als ihre männlichen Kollegen.
Ich glaube nicht, dass ich Urs einhole: Dafür brauche ich noch ein paar Jährchen.
Steffen Baumgart, Trainer 1. FC Union Berlin, über Ex-Union-Trainer Urs Fischer
Ihren Platz auf dem Balkon werden aber auch die Männer verdient haben, wenn Union am Sonntag in einer Woche seine zwei Erstliga-Mannschaften erstmals zusammen präsentiert. Den Skeptikern zum Trotz haben sie den Klassenerhalt am Ende doch souverän geschafft. Und vor dem vorletzten Bundesliga-Spiel gegen Heidenheim an diesem Sonnabend (15.30, Sky) wollen sie eine Serie beibehalten, die an ganz große Zeiten erinnert.
Wird die Bestmarke aus der Fischer-Ära geknackt?
Seit acht Spielen in Folge ist Union mittlerweile ungeschlagen. Das war innerhalb einer Bundesliga-Saison zuletzt im Herbst 2020 der Fall. Eine längere Serie ohne Niederlage gab es nur saisonübergreifend im Jahr 2022, in einer Spielzeit aber noch nie.
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Sollte das Team von Steffen Baumgart also auch gegen Heidenheim nicht verlieren, würden sie eine vereinsinterne Bestmarke aus der goldenen Ära des Urs Fischer übertreffen.
Von entsprechenden Vergleichen wollte Baumgart in den letzten Wochen erwartungsgemäß nichts hören. „Ich glaube nicht, dass ich Urs einhole: Dafür brauche ich noch ein paar Jährchen“, sagte er vergangene Woche, als er auf den möglichen Rekord angesprochen wurde. „Ich möchte mich nicht mit Urs auf einer Stufe stellen, weil Urs einfach so viel geleistet hat.“
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Spiele ist Union schon ungeschlagen. Zuletzt gab es allerdings vier Unentschieden in Folge.
Äpfel und Birnen vergleicht man bekanntlich lieber nicht. Und tatsächlich findet die Baumgart-Serie in einem ganz anderen Kontext statt. Zu Fischers Zeiten war Union deutlich kleiner, ärmer und unerfahrener auf Erstliga-Niveau. Die Erwartungen waren niedriger und fast jeder Erfolg grenzte damit an ein Fußball-Wunder.
Heute sind die Ansprüche ganz andere und auch die tolle Serie der letzten Wochen ist eher als Korrektur-Arbeit zu bewerten.
Dennoch hätte es seine Bedeutung, wenn man die Saison ausgerechnet mit diesem Rekord zu Ende bringt. Die aktuelle Serie zeigt immerhin, dass die Mannschaft unter Baumgart wieder zu alten Fischer-Tugenden wie Stabilität und Galligkeit gefunden hat. Ganz anders als im Vorjahr geht die Saison so mit einer hoffnungsvollen Note zu Ende.
Ob die gute Entwicklung tatsächlich auch in die neue Spielzeit hinein hält, ist natürlich alles andere als sicher. Doch zum ersten Mal seit dem Abgang des Schweizers hat man das Gefühl, dass hier etwas Langfristiges entstehen könnte. Oder wie Baumgart es selbst ausdrückte: „Frag mich in fünf Jahren“.