Ein Lob den Emotionen
Nach allem, was man hört und liest, muss das am Sonntag ein wirklich aufregendes Spiel zwischen dem FC Chelsea und seinem Londoner Lokalrivalen Tottenham Hotspur gewesen sein. Noch aufregender als das Spiel selbst aber war das, was nach dem Schlusspfiff an der Stamford Bridge passiert ist – und was schon in den sozialen Medien rauf- und runtergespielt wurde, bevor auch nur eine Spielszene zu sehen war.
Thomas Tuchel, Chelseas deutscher Trainer, und sein italienischer Kollege Antonio Conte machten aus dem obligatorischen Handshake eine Art Ringkampf. Tuchel zerrte an Contes Arm und fletschte die Zähne, der Italiener wäre seinem Widersacher wohl am liebsten an die Wäsche gegangen.
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Verletzte gab es zum Glück keine. Und trotzdem sind solche Auswüchse natürlich aufs Schärfste zu verurteilen. Der Schiedsrichter zeigte beiden Trainern die Rote Karte, der englische Verband ermittelt.
Doch sollten wir Tuchel und Conte nicht lieber dankbar sein? Immerhin haben sie etwas Bleibendes geschaffen, eine ikonische Szene, an die man sich noch erinnern wird, wenn das Derby mit dem späten Ausgleichstor für die Gäste aus Tottenham längst vergessen sein wird.
Aber die Vorbildfunktion!
Dieses eine Mal haben sie ihren allzu oft unterdrückten Emotionen freien Lauf gelassen. Beim nächsten Mal schütteln sie sich dann wieder formelhaft die Hände, weil man das in England eben so macht.
Aber die Vorbildfunktion! Das, was die Großen wie Tuchel, Conte und andere Berühmtheiten an der Seitenlinie vorleben, das müssen am Ende die Hobby-Schiedsrichter bei ihrem nächsten Einsatz in der Kreisliga ausbaden. Weil nach dem Vorbild der Profis eben auch auf dem Bezirkssportplatz gerne mal der dicke Max markiert wird.
Mit Emotionen im Sport ist es eben wie bei jeder guten Droge: Auf die Dosis kommt es an. Immer nur ausflippen wird auch irgendwann langweilig.