Die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft erlebt einen bitteren Olympia-Auftakt

Eine Niederlage gegen Kanada, das gilt unverändert fürs deutsche Eishockey, ist kein Weltuntergang. Dieses 1:5 (0:3, 1:1, 0:1) am Donnerstagabend Ortszeit aber – das hat die Mannschaft doch hart getroffen. Im Fall von Marco Nowak muss man das sogar wörtlich nehmen. Er schied nach einem harten Check gegen den Kopf im ersten Drittel aus. Er werde behandelt, erklärte Toni Söderholm danach. Mehr konnte und wollte der Bundestrainer nicht sagen. Er war sichtlich bedient, und das gleichermaßen von der Entscheidung des Schiedsrichters, den Check gegen Nowak nicht zu ahnden, wie der Leistung seiner Mannschaft.

„Man kann“, setzte Söderholm in Bezug auf jene danach viel diskutierte Szene an, um dann für einen Moment nach den richtigen Worten zu suchen, „das aus verschiedenen Blickwinkeln sehen.“ Der Schiedsrichter habe kein Foul erkannt, vonseiten der deutschen Bank gab es während des Spiels allerdings auch keinen Protest.

Befragt zum Spiel waren sich indes alle einig: Die Kanadier haben exakt 1448 Tage nach dem „Jahrhundertspiel“ im Halbfinale von Pyeongchang, das Deutschland 4:3 gewann, diesmal erfolgreich und vor allem verdient Revanche gewonnen. Auch ohne ihre NHL-Profis waren sie in allen Belangen überlegen – und vor allem zu Beginn hocheffizient. Sechs Schüsse, drei Tore, und eins schöner als das andere – so dürfen Turnier beginnen. Alex Grant (5.), der Münchner DEL-Profi Ben Street (10.) und Daniel Winnik (11.) brachten den Weltmeister früh mit 3:0 in Führung. Nach gut zehn Minuten war die Partie im Prinzip entschieden.

Die NHL-Profis fehlen

„In dem Momenten waren wir nicht gut genug und nicht schnell genug. Das ist der Lernfaktor für uns“, erklärte Söderholm, der allerdings niedergeschlagener wirkte als seine Spieler. Die Gemütslage der Mannschaft brachte indes der Kapitän auf den Punkt: „Das war nicht der Start, den wir uns erhofft haben“, sagte Moritz Müller.

Maxim Noreau (33.) und Jordan Weal (52.) schossen die weiteren Treffer. „Auf dem Niveau ist es die alte Leier: Wenn man 15 Minuten schläft, dann reicht es halt nicht“, sagte Stürmer Patrick Hager, dem allerdings die leichte Leistungssteigerung nach dem ersten Drittel Hoffnung machte. In der Tat wehrte sich Deutschland nun und hielt kämpferisch dagegen, allerdings war etwa auch das Überzahlspiel viel zu schwach. „Wir haben gesehen, wie schnell wir hier spielen müssen“, sagte Söderholm, dessen Team in der 31. Minute durch Tobias Rieder zum zwischenzeitlichen 1:4 traf.

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Stürmer Hager erinnerte dann auch an den Silber-Coup vor vier Jahren in Südkorea, als die Mannschaft ebenfalls mit einer deutlichen Niederlage gegen Finnland gestartet war. „Es gibt keinen Grund, jetzt den Kopf in den Sand zu stecken. Wir wissen, dass wir jeden Gegner hier schlagen können – aber dafür brauchen wir 60 Minuten gutes Eishockey.“ Damals gingen gar die ersten zwei Spiele verloren. Das sollte diesmal nicht passieren, ist aber auch höchst unwahrscheinlich. Denn am Samstag geht es gegen China. Der Gastgeber ist trotz 16 eingebürgerter Nordamerikaner großer Außenseiter und verlor zum Auftakt 0:8 gegen die USA.

Für die deutsche Mannschaft könnte es der Aufbaugegner zur richtigen Zeit sein. „Die Mannschaft hat die Möglichkeit, jeden Gegner zu schlagen“, meinte auch Leon Draisaitl. Deutschlands bester Eishockeyspieler ist wie alle Profis aus der nordamerikanischen Profiliga NHL nicht dabei. Allerdings war Draisaitl vor vier Jahren schon nicht dabei – und die Deutschen am Ende trotzdem Olympiazweiter. (mit dpa)