Con Fuoco-Funken: Marie Jacquot und das DSO in der Philharmonie Berlin

Dem DSO lässt sich nun wirklich nicht die Vernachlässigung der Musik von Komponistinnen vorwerfen. Das hauseigene Motto „Kein Konzert ohne Komponistin!“ ist schon längst Tradition geworden.
Im Programm an diesem Abend bilden Werke von Frauen sogar den Schwerpunkt, wenn neben dem kürzeren Stück – Vivian Fungs „Earworms“ (2017–2018) – ein üppig dimensioniertes symphonisches Werk wie Amy Beachs „Gaelic Symphony“ (1894–1896) steht. Letzteres macht seinem Anspruch dann alle Ehre. Vier vielfältige Sätze, aus denen ein souveräner aber auch kreativer Umgang mit orchestralen Mitteln spricht, münden in ein überwältigendes Finale: Hier trumpft nochmal das lyrische Thema opulent auf, bevor der Sack von einer schnellen Coda zugemacht wird.
Mit dieser Art von Effekten sind Komponisten wie Grieg oder Rachmaninow bekannt geworden. Und ja, die Binnenteile der Symphonie, so eine eingeschobene Kammermusik, sind wohl etwas zu lang, die Tuttis oft etwas zu ähnlich geformt. Sämtliche zwischendurch aufkommende Ermattung wird dann aber durch das hingebungsvoll musizierende Ensemble vollends vertrieben.
Wunderbar aufgeräumt, mit guten Soli, und hellwach in der Interaktion präsentiert sich ein bestens aufgelegtes DSO. Offenbar versteht sich das Orchester nur zu gut mit Marie Jacquot. Die Dirigentin setzt nicht auf theatrale Gesten, sondern auf ihre klaren musikalischen Vorstellungen, die sie effektiv zu kommunizieren weiß.
Midoris brennender Ernst im Finale
Und die übertragen sich dann, inklusive con Fuoco-Funken, bereits im ersten Stück auf ein dankbares Auditorium. Fungs „Ohrwürmer“ machen in so klarer und plastischer Lesart richtig was her. Im Zentrum des Stücks steht Maurice Ravels „La Valse“, das in strukturierender Häufigkeit, schattenhaft oder voll im Orchester ausgefahren, auftaucht. Drumherum sind vielerlei Zitate angeordnet, die im kompositorischen Spiel Komplexität anhäufen oder zerfallen lassen.
So teilt sich das Orchester teilweise in zwei unabhängige Organismen, eine effektvolle Technik, die ja schon Igor Strawinsky, Ravel oder Charles Ives virtuos kultivierten. Und glücklicherweise ist nicht minder auf Midori Verlass, die den Solopart des Violinkonzerts Antonín Dvořáks leidenschaftlich füllt. Die Geigerin geht grandios mit dem Mittelmaß des Konzertes um.