Comicpionier Neal Adams gestorben

Der Amerikaner Neal Adams war nicht nur ein Comic-Neuerer im Superheldenbereich, der Künstler des spektakulären Comic-Kampfes zwischen Superman und Muhammad Ali oder einer der wichtigsten Batman-Zeichner aller Zeiten. Er kämpfte auch unermüdlich für die Rechte von Comic-Schaffenden. Nun ist der Pionier, Meister und Fanliebling im Alter von 80 Jahren gestorben.

Einer der bis heute populärsten Comics, die Adams zeichnete, war das Duell Superman vs. Muhammad Ali.Foto: DC

Adams wurde 1941 in New York geboren. Nach seinem Abschluss an der School of Industrial Art in Manhattan versuchte der junge Adams, einen Fuß ins Superheldencomic-Geschäft zu bekommen, was ihm auf Anhieb jedoch nicht gelingen sollte. Also verdingte er sich zunächst als Zeichner in der Werbebranche und als Künstler des Zeitungscomic-Strips zur amerikanischen TV-Serie „Ben Casey“.

Über die legendären Horror-Magazine „Creepy“ und „Eerie“ des Warren-Verlags fand Adams in den späten 1960ern doch noch zum boomenden Heft-Comic und gab 1967 schließlich sein Debüt bei DC, wo ihm seine Titelbilder für zum Beispiel die Horror-Anthologie-Reihe „House of Mystery“ und seine ersten Storys um Deadman, Spectre, Batman und Co. zum Durchbruch verhalfen.

Ende der 1960er kümmerte sich Adams als Zeichner und Plotter bei Marvel mit Autor Roy Thomas dann um die X-Men. Seine realistischen Posen und hyperdynamischen Seitenlayouts katapultierten den amerikanischen Comic visuell in eine neue Ära.

Anfang der 1970er wirkte Adams seine Magie an den Missionen der Avengers, wobei die bis heute einflussreiche Story „Der Kree/Skrull-Krieg“ entstand. Für den Marvel-Verlag realisierte Adams zudem das Debüt des Dino-Schurken Sauron und half dabei, die Figur Bobbi Morse alias Mockingbird weiterzuentwickeln.

Bei DC tat sich Adams in dieser Hochphase seiner Karriere schließlich für mehrere revolutionäre Werke mit Autor Dennis O’Neil zusammen.

Zurück zu Batmans dunkeln Wurzeln

In den 1960ern wurde der Batman-Mythos von der bunten, schrägen und lustigen Batman-Fernsehserie mit Adam West in der Hauptrolle beherrscht. Sie machte den gar nicht mehr so Dunklen Ritter zu einer Ikone der Popkultur, doch die Comics wurden deshalb ebenfalls immer abgefahrener, merkwürdiger und witziger.

Batman in klassischer Adams-Pose.Foto: DC

Anfang der 1970ern war der Boom vorbei, es sanken die Verkaufszahlen, zurück blieben schräge Nebenfiguren und ein lustiger Batman.

Adams, O’Neil und Redakteur Julius Schwartz schrieben es sich auf die Fahne, den Mitternachtsdetektiv zu seinen dunklen Wurzeln als Verbrechensbekämpfer zurückzuführen. Sie machten Two-Face und den Joker wieder zu brandgefährlichen Psychos und führten den Unsterblichen Ra’s al Ghul in die Schurkengalerie des Fledermausritters ein, nachdem Adams mit Autor Frank Robbins bereits das tragische Monster Man-Bat kreiert hatte.

Ein neuer Realismus im Superheldencomic

Mit ihren Geschichten über das Duo Green Lantern und Green Arrow reifte das gesamte Superhelden-Sujet. Adams und O’Neil ließen den extrem reichen und liberalen Bogenschützen Oliver Queen sowie den kosmisch beringten Weltraumcop Hal Jordan durch ein Amerika der 1970er pilgern, in dem sich die „geerdeten“ Helden mit realitätsbezogenen Themen wie Rassismus, Drogen, Umweltzerstörung und Kapitalismus auseinandersetzen mussten. Nicht zu vergessen, dass Adams und O’Neil 1972 bereits den afroamerikanischen Green Lantern John Stewart einführten, ehe sie ihr heroisches Duo in Grün auf Reisen schickten.

Neal Adams 2018 bei einem Comicfestival.Foto: IMAGO / VWPics

1978 illustrierte Adams den aufsehenerregenden Comic „Superman vs. Muhammad Ali“, der ebenfalls von O’Neil geschrieben wurde – bis heute der Lieblingscomic vieler Fans, wobei Adams ins Publikum des Kampfes viele bekannte Gesichter aus Gesellschaft, Politik und Kultur zeichnete.

Mit Dick Giordano gründete er 1984 das Studio Continuity Graphics Associates samt des dazugehörigen Verlags Continuity Comics.

Darüber hinaus unterstützte Adams nachrückende Künstler wie Frank Miller am Anfang von deren Karrieren mit Rat und Tat. In Comics, Büchern und Gesprächsrunden befasste sich Adams überdies mit dem Holocaust.

Ab Ende der 1980er setzte er sich massiv für die Urheberrechte von Comic-Machern ein – nicht zuletzt sorgte er dafür, dass Supermans Schöpfer auch etwas vom Erfolg des ersten auf ihren Comics basierenden Films mit Christopher Reeve hatten.

In den letzten Jahren schrieb und zeichnete Adams, der schon zu Lebzeiten in alle Comic-Ruhmeshallen aufgenommen wurde, als Zeichner und oft auch Autor neue Geschichten mit Batman, Superman, Ra’s al Ghul, Deadman, Harley Quinn, den X-Men, den Avengers und seinem eigenen Helden Blood.

Die Comic-Welt hat ihm viel zu verdanken, das zeigten auch die ersten Reaktionen von Kollegen und Weggefährten am Freitagabend.

Autor Tom King würdigte Adams auf Twitter als „überragenden Gigant in der Welt der Illustration, Comics und Urheberrechte“. Zeichner Alex Ross schrieb ebenfalls auf Twitter: „Neal Adams hatte einen seismischen Einfluss darauf, wie man das Leben darstellt. Seine dynamische Interpretation des Realismus in Kombination mit der Energie hat Generationen von Künstlern geprägt. Menschen wie ich wären nicht hier ohne ihn.“