Boykottieren oder nicht?: Tipps für eine heikle Fußballweltmeisterschaft
Selten hat eine Fußballweltmeisterschaft für so zwiespältige Gefühle gesorgt wie das Turnier in Katar. Die Frage, die sich viele stellen: auf die Fußballspiele freuen und sie anschauen – oder doch boykottieren? Auch für diejenigen, die auf jeden Fall mitfiebern, stellen sich Fragen etwa zum Public Viewing oder zum Arbeitsrecht. Hier kommen einige Tipps.
Ist ein Boykott sinnvoll?
Die entscheidende Boykottfrage ist längst beantwortet: Keine qualifizierte Fußballnation verzichtet auf die Teilnahme – trotz der Katar vorgeworfenen Verletzungen der Menschenrechte und Homosexuellenfeindlichkeit. Unter Politikern und Funktionären gab es immer wieder Diskussionen über ein Fernbleiben, eine klare Linie entwickelte sich aber nicht.
Beispielhaft für den Zwiespalt steht Philipp Lahm, Turnierdirektor der Fußballeuropameisterschaft 2024 in Deutschland: Erst wollte er nicht nach Katar reisen. Dann sagte er, im Fall von nötigen Terminen werde er doch reisen.
Wie sollten sich Fans verhalten?
In Freundeskreisen und Familien geht es bei der Frage, ob die Weltmeisterschaft geguckt werden darf, derzeit hoch her. Jüngeren Umfragen zufolge will eine Mehrheit das Turnier nicht schauen – ob sich das wirklich durchhalten lässt, bleibt angesichts der Fußballleidenschaft in Deutschland abzuwarten.
Die evangelische Kirche veröffentlichte unter dem Titel „Macht hoch die Tür, die Tooor macht weit“ eine Broschüre, die viele Aspekte beleuchtet, ohne eine eindeutige Empfehlung zu geben.
Sylvia Schenk, Sportexpertin von Transparency International, nennt darin einen Boykott kontraproduktiv – denn durch die hohe internationale Aufmerksamkeit habe sich in Katar vieles zum Guten gewendet. Auch Amnesty International forderte nie einen Boykott – die Entscheidung, zu gucken oder nicht, sehen die Menschenrechtler bei jedem Einzelnen.
Wo wird die WM übertragen?
Insgesamt gibt es 64 Spiele. In Deutschland zeigt nur das kostenpflichtige Magenta TV der Telekom alle Spiele live. ARD und ZDF zeigen insgesamt 48 Spiele, darunter alle der deutschen Mannschaft sowie die Halbfinals und das Endspiel.
Magenta TV können Telekom-Kunden, aber auch alle Internetnutzer via Magenta TV Smart verfolgen. Hier gibt es zur Weltmeisterschaft ein Angebot, das über eine Mindestlaufzeit von zwei Jahren insgesamt 180 Euro kostet.
Wann finden die Spiele statt?
Es gibt fünf Anstoßzeiten: 11 Uhr, 14 Uhr, 16 Uhr, 17 Uhr und 20 Uhr. Deutschland spielt in der Vorrunde zweimal um 20 Uhr. Das erste Gruppenspiel gegen Japan findet allerdings am Mittwoch, dem 23. November, bereits um 14 Uhr statt, also genau zur Hauptarbeitszeit.
Sollte Deutschland ins Achtelfinale kommen, wäre das Spiel auf jeden Fall unter der Woche um 16 Uhr und damit zur Arbeitszeit eines Großteils der Beschäftigten.
Darf ich bei der Arbeit schauen?
Nein, ohne Erlaubnis ist das nicht gestattet. Im schlimmsten Fall kann das unerlaubte Schauen bei der Arbeit zur Kündigung führen. Das gilt natürlich auch für das Streamen auf dem Handy oder Computer.
Wie sieht es mit Public Viewing aus?
Die Bundesregierung schuf per Verordnung die Möglichkeit, dass Kommunen den Lärmschutz lockern und Public Viewing ermöglichen dürfen.
In vielen Städten wird dies aber nicht stattfinden – teils aus Kritik an Katar, vor allem aber auch wegen der Jahreszeit. So gibt es in Berlin auch nicht die bekannte Fanmeile.
Wie bleibe ich während der WM fit?
Die Spieler schwitzen in Katar, die Fans sitzen bei Bier und Chips oder Glühwein und Lebkuchen. Um eine Gewichtszunahme während der Weltmeisterschaft zu verhindern, raten Experten dazu, einfach selbst am Tag eines Spiels Sport zu machen.
Beim Alkohol raten Forscher zur Vorsicht. Denn das Herz wird bei spannenden Spielen sowieso durch Stress beansprucht – da ist Alkoholkonsum ein zusätzlicher Belastungsfaktor. (AFP)
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