„Alles oder Nix“: Kurdischer Deutschrapper Xatar verstorben

Der Rapper Xatar ist im Alter von 43 Jahren gestorben. Der Musiker, der mit bürgerlichem Namen Giwar Hajabi hieß, sei am Donnerstagabend tot in einer Kölner Wohnung aufgefunden worden, teilte ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft am Freitag mit.

Die Staatsanwaltschaft hat nach eigenen Angaben ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren aufgenommen. Es soll klären, ob es Hinweise auf „ein strafrechtlich relevantes Fremdverschulden“ am Tod des Rappers gibt. Zu diesem Zweck sei auch eine Obduktion durchgeführt worden. „Zeichen äußerlicher Gewalteinwirkung haben sich dabei nicht feststellen lassen“, erklärte die Staatsanwaltschaft. Die Untersuchungen dauerten aber an.

Insbesondere sei ein chemisch-toxikologisches Gutachten in Auftrag gegeben worden, hieß es weiter. Bis zu gesicherten Erkenntnissen könnten aber Wochen vergehen.

Herkunft und Wirken

Der im Iran geborene Kurde, der in Bonn aufwuchs, galt als einer der einflussreichsten, aber auch umstrittensten Rapper der deutschen Hip-Hop-Szene. Seine Lebensgeschichte inspirierte Regisseur Fatih Akin zu dem preisgekrönten Gangster-Drama „Rheingold“ (mit Emilio Sakraya in der Hauptrolle). Der Film zeichnete Xatars Weg aus dem sozialen Brennpunkt Brüser Berg in Bonn über Gefängnisaufenthalte bis an die Spitze der deutschen Charts nach.

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Tatsächlich las sich Xatars Biografie auch ohne dramaturgische Überspitzungen wie ein Kinofilm. Er war als Kind eines berühmten Komponisten und einer Musikerin zur Welt gekommen. Aber seine Kindheit war von Anfang an von schwierigen Umständen geprägt. Früh erlebte er, wie seine Eltern im Gefängnis eingesperrt und sein Vater gefoltert wurde. Die Eltern konnten schließlich über Paris nach Deutschland fliehen und hofften dort auf ein besseres Leben für ihren Sohn.

Spektakulärerer Goldraub im Jahr 2009

Doch in Deutschland tat sich Xatar schwer. Irgendwann bestimmten Drogen und Gewalt sein Leben. Bekannt wurde er schließlich für einen spektakulären Goldraub im Jahr 2009. Er und seine Komplizen überfielen einen Goldtransporter und erbeuteten nach Angaben der Staatsanwaltschaft Schmuck und Zahngold. Nach dem zunächst erfolgreichen Überfall wurde er im Ausland festgenommen und in Deutschland zu mehreren Jahren Haft verurteilt.

Dort startete Xatar schließlich eine geradezu beispiellose Musikerkarriere, die ihn innerhalb kurzer Zeit nicht nur in der Rapszene zu einem Star werden ließ. Mehrmals eroberten seine Alben die Chartspitze. Sein Debütalbum trug den programmatischen Titel „Alles oder Nix“. Es klang wie sein Lebensmotto.

Das Spiel mit dem Image als böser Junge gehörte fortan zu Xatars Künstler-Dasein. Deutschland lernte auch dank ihm das Konzept des „Gangster-Rappers“ kennen. Doch der Rapper war nicht nur musikalisch talentiert. Auch als Geschäftsmann war Xatar umtriebig. Er verdiente sein Geld etwa im Schmuckgeschäft, besaß einen Döner-Imbiss und eine Shisha-Bar.

Hajabi prägte die Deutschrapszene in den 2000er Jahren maßgeblich mit. Als Kurde war er vor allem für die kurdische, aber auch migrantische Diaspora in Deutschland eine wichtige Stimme. Er thematisierte schon früh sein Kurdisch-sein, in seiner Musik ging es unter anderem um Fragen der Identität, um Marginalisierung in Deutschland und das Leben in Armut.

Fans und Kollegen in Trauer

Am Freitag meldeten sich zahlreiche Szenegrößen in den sozialen Medien zu Wort, um ihre Trauer und Fassungslosigkeit über Xatars Tod mit ihren Fans zu teilen. „Eine wahre Deutschrap-Legende ist von uns gegangen“, schrieb der Berliner Rapper Fler auf Instagram. Er sei sehr traurig, dass er seinen Kollegen nie im echten Leben kennengelernt habe.

Der Offenbacher Rapper Haftbefehl teilte am Freitag ein gemeinsames Foto mit Xatar auf Instagram. Dazu schrieb er: „Mir fehlen die Worte mein Bruderherz. Ich hoffe du bist an einem besseren Ort jetzt. Mein aufrichtiges Beileid an die Familie. Legends Never Die.“

Der Hip-Hop-Journalist und Moderator Rooz Lee, mit bürgerlichem Namen Roozbeh Farhangmehr, teilte drei gemeinsame Fotos mit den Worten: „Rest in Power, Bruder. Dein Leben war „Alles oder Nichts“. Genau so hast du es gelebt.“

Der Rapper Farid Bang richtete auf Instagram sein „aufrichtiges Beileid“ an die Familie des Rappers. Er habe den deutschen Rap als eine der größten Rap-Legenden verlassen. „Ich werde dich immer gut in Erinnerung behalten.“(oeoe/dpa)