Aito Garcia Reneses kehrt nicht zu Alba Berlin zurück
Wochenlang war es ruhig. Aito Garcia Reneses erholte sich seit dem Ende seines Vertrags im Juni in seiner spanischen Heimat, fotografierte Vögel und bei Alba Berlin warteten sie. Doch daran waren Verantwortliche und Fans schon gewöhnt. Auch in den vergangenen zwei Sommerpausen entschied sich der Trainerveteran erst sehr spät für eine Vertragsverlängerung. Die Hoffnung auf ein weiteres Jahr mit Reneses an der Seitenlinie war also nicht völlig unbegründet – doch vergeblich. Denn am Dienstagmittag teilte Alba mit, dass Reneses nicht zurückkehren wird.
Nach vier Jahren mit zwei Meisterschaften, einem Pokalsieg und dem Erreichen des Eurocup-Finals endet die Ära von Coach Aito in Berlin. Der 74 Jahre alte Spanier legt ein Sabbatical ein, ob er danach ins Trainergeschäft zurückkehrt, ist offen. Mit Israel Gonzalez, seinem bisherigen Assistenten, steht der neue Cheftrainer schon bereit. „Meine Zeit in Berlin war toll und wir können sehr stolz sein darauf, was wir erreicht haben. Jetzt ist die Zeit für mich gekommen, als Coach eine Pause einzulegen und meine Batterien wieder aufzuladen“, sagt Reneses.
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Der Trainer war 2017 nach Berlin gekommen und das konnte man damals durchaus als Sensation bezeichnen. Reneses war zuvor ein halbes Jahrhundert lang in der spanischen Liga aktiv gewesen. Erst als Aufbauspieler, dann als Vereinstrainer. Dabei gewann er vor allem in Barcelona reihenweise Titel und half vielen jungen Talenten bei der Weiterentwicklung. Die späteren NBA-Stars Pau Gasol, Ricky Rubio und Kristaps Porzingis machten ihre ersten Schritte im Profibasketball unter Reneses. Bei den Olympischen Spielen 2008 führte der Trainer Spanien zur Silbermedaille.
Solch ein Trainer bei Alba, das sorgte für Aufsehen. Dass Reneses im Alter von 70 Jahren seine erste Auslandsstation antrat, sorgte teilweise für leichte Skepsis, doch die hielt nicht lange. Nachdem Alba zuvor sportlich sehr durchwachsene Jahre erlebt hatte, brachte Reneses neuen Schwung. Mit viel Tempo, Kreativität und dem Vertrauen in junge (Berliner) Talente führte er Alba zurück in die deutsche Spitze.
In seinen vier Spielzeiten als Cheftrainer erreichte die Mannschaft alle acht möglichen nationalen Endspiele und gewann 2020 das Double sowie 2021 die Meisterschaft. 2019 stand Alba zudem überraschend im Finale des Eurocup. „Unser großer Dank gilt Aito, mit dem wir in den letzten Jahren große Freude hatten und der geholfen hat, den Klub entscheidend weiterzuentwickeln“, sagt Sportdirektor Himar Ojeda. „Ihm wird bei Alba immer eine Tür offen stehen.“
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Der Klub war allein aus Altersgründen schon länger auf den möglichen Rückzug Reneses’ vorbereitet. Dass Israel Gonzalez zum Cheftrainer aufrücken würde, darauf hatte sich die sportliche Führung bereits festgelegt. Der 46 Jahre alte Spanier kam 2017 mit Reneses nach Berlin und hatte mit diesem bereits zuvor bei CB Gran Canaria zusammengearbeitet. „In sechs gemeinsamen Jahren habe ich sehr viel von Aito gelernt. Ich möchte dieses schöne und begeisternde Basketballspiel weiter voranbringen“, sagt Gonzalez.
Im vergangenen Sommer erhielt er einen neuen Zweijahresvertrag und wurde bei Alba zum Associate Headcoach befördert, das konnte man durchaus als ersten Schritt der Amtsübergabe interpretieren. Als Reneses im vergangenen Winter aufgrund einer Coronavirus-Infektion fehlte, übernahm Gonzalez die Verantwortung. Nun rückt er endgültig in die erste Reihe auf. „Mit Israel als Headcoach schlagen wir ein neues Kapitel auf. Er teilt unsere Basketball-Idee und unsere Werte im Verein. Wir freuen uns sehr, mit ihm in die Zukunft zu gehen“, sagt Ojeda.