AG Dok attackiert Rundfunk Berlin-Brandenburg: „Nachträgliche Distanzierung“ von „No Other Land“
Die AG DOK hat „mit großer Verärgerung“ zur Kenntnis genommen, dass sich der RBB aus der Finanzierung des Berlinale Dokumentarfilmpreises zurückzieht. Der öffentlich-rechtliche Sender stiftet das Preisgeld in Höhe von 40.000 Euro seit 2020, die Auszeichnung für Regie und Produktion besteht seit 2017.
Symbolischer Akt
Die Streichung des Preisgelds durch RBB-Programmdirektorin Katrin Günther sei „ein höchst symbolischer Akt“. Die damit erzielte Einsparung sei vergleichsweise gering, sie ließe aber vermuten, dass der Stellenwert des Dokumentarischen im RBB gesunken sei und weiter sinken werde.
Vor allem aber hinterlässt der Rückzug des RBB für die AG DOK „einen unangenehmen Nachgeschmack, weil er wirkt wie eine verzögerte Reaktion auf den Skandal um den diesjährigen Berlinale Dokumentarfilm-Preisträger No Other Land, der die Verdrängung von Palästinensern im Westjordanland dokumentiert“. Mit der Streichung des Preisgelds sende der RBB ein fatales Signal in die Branche, denn es bedeute möglicherweise auch, dass hier eine nachträgliche Distanzierung stattfinde vom Urteil einer unabhängigen Jury. Dabei „brauchen wir“, so die AG DOK, „mehr denn je dokumentarische Filme, die uns die Welt erfahrbar machen und den Finger in die Wunde legen, wo nötig“.
Auf Tagesspiegel-Anfrage sagte RBB-Sprecher Justus Demmer: „Der RBB hat der Berlinale mitgeteilt, dass er mit Blick auf seine finanzielle Situation den Berlinale Dokumentarfilmpreis ab 2025 leider bis auf Weiteres nicht mehr stiften kann.“ Der Sender bleibe der Berlinale natürlich als Berichterstatter auf allen Ausspielwegen und -Plattformen verbunden, als starker Regionalpartner vor Ort und für die ARD. „Sein Engagement beim Panorama Publikumspreis würde der RBB gerne fortsetzen, das allerdings ist mit der neuen Leitung der Berlinale direkt zu besprechen.“
Demmer betonte, die Entscheidung des RBB habe rein finanzielle Gründe. Die AG DOK weise zurecht auf den Wert und die Bedeutung des Dokumentarfilms hin, deshalb würde der RBB die Notwendigkeit dieser Einsparung ausdrücklich bedauern. „Die Vermutung, sie sei in der Preisverleihung für „No Other Land“ auf der Berlinale 2024 begründet, entbehrt jeder Grundlage.“ Der RBB habe die Unabhängigkeit der Jury des Dokumentarfilmpreises immer respektiert und verteidigt. „Den Vorwurf einer ,nachträglichen Distanzierung’ von deren Entscheidung weisen wir in aller Deutlichkeit zurück“, sagte Demmer weiter.