„Queer“ von Luca Guadagnino im Kino: Ein fulminanter Daniel Craig sehnt sich nach Liebe

Eine schummerige Taverne in Mexiko-Stadt. Zwei Männer haben Fleischspieße bestellt, die der Jüngere genüsslich verspeist, während der Ältere sie nicht anrührt und stattdessen ausschweifend redet.

Es geht um seine „Neigung“, die wie ein Fluch seit Generationen auf seiner Familie voller Perverser laste. Als er das Wort „homosexuell“ extra deutlich über den Tisch zischt, schaut ein Paar am Nachbartisch verschreckt zu dem US-Amerikaner im weißen Anzug herüber.

Sein Name ist William Lee (Daniel Craig), alle nennen ihn nur Lee. Der Schriftsteller ist Anfang der Fünfziger ein bekannter Trinker in den Bars der Stadt. Und wie er hier im Kerzenschein auf sein ebenfalls aus den USA stammendes Gegenüber Eugene Allerton (Drew Starkey) einredet, mischen sich Selbsthass, Stolz und Lust zu einem euphorisierenden Cocktail.

Das Fleischspieß-Dinner wird zum Vorspiel für den ersten Sex der beiden Männer. Eine Nacht, in der Lee sein Glück kaum fassen kann, ein Moment voll trunkener Schönheit, der alle Hindernisse und Widerstände zwischen ihm und Eugene vergessen lässt.

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Verschwunden sind sie dadurch aber keineswegs. Sie bilden vielmehr den vibrierenden Glutkern von Luca Guadagninos fulminantem Drama „Queer“, das auf dem gleichnamigen Roman von William S. Burroughs basiert. Das schmale Werk entstand 1952 in Mexiko-Stadt, wohin sich der Autor mit seiner Familie 1949 abgesetzt hatte, um sich einem Drogenprozess in den USA zu entziehen. Bald wieder abhängig, schrieb er dort sowohl seinen Debütroman „Junky“ als auch „Queer“, beide stark von seinen eigenen Erfahrungen geprägt.

Daniel Craig als William Lee in „Queer“ von Luca Guadagnino.

© Yannis Drakoulidis/Courtesy of A24

„Queer“, inspiriert von seinem Verhältnis zu einem 21-jährigen US-Studenten – ein Ex-GI wie Allerton –, kam allerdings erst 1985 heraus. Eine deutsche Übersetzung ist nie erschienen. Der 1971 geborene italienische Regisseur Luca Guadagnino („Bones And All“) las den Roman als Jugendlicher und war anschließend nachhaltig fasziniert von Burroughs, was in seiner „Queer“-Adaption deutlich aufscheint – nicht zuletzt in den surrealen Traumsequenzen, die wie eine „Naked Lunch“-Hommage wirken.

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