Öffentlich-rechtliches Streaming-Netzwerk: Meins, deins, unser
ARD und ZDF haben sich aufgemacht, in der nonlinearen Fernsehwelt der Deutschen ein wichtiger, wenn nicht der wichtigste Player noch vor Netflix oder Amazon Prime Video zu sein. Erhebliche Summen werden aus den Schema-Programmen des Ersten und Zweiten herausgenommen und in die Mediatheken investiert. Das lohnt sich, die ARD-Mediathek verzeichnet mittlerweile die meisten Abrufe.
Mehr Erfolg angestrebt
Aber jeder Erfolg kann ausgebaut werden. ARD und ZDF haben ein gemeinsames Streaming-Netzwerk an den Start gebracht. Was nicht heißt, dass die sinnvollste Idee schon Realität geworden: eine einzige Plattform für Inhalte aus dem öffentlich-rechtlichen TV-Kosmos mit Information, Kultur, Unterhaltung und Wissen zu etablieren. So weit die gegenseitige Zuneigung denn doch nicht, was aber umgesetzt worden ist, das ist eine Verzahnung der beiden Mediatheken.
Seit einigen Monaten kann der Nutzer in beiden Mediatheken Inhalte des jeweils anderen Anbieters finden und abspielen, also ZDF-Inhalte in der ARD Mediathek und umgekehrt. Zwei Beispiele: die ARD-Erfolgsserie „Babylon Berlin“ kann in der ZDF Mediathek angesteuert werden, umgekehrt die „heute-show“ des ZDF über die ARD Mediathek geschaut werden kann.
Seit dieser Woche ist eine weitere Funktion verfügbar, wie ARD und ZDF am Mittwoch gemeinsam mitteilten.“ Beide Mediatheken empfehlen wechselseitig ihre Inhalte aus den wichtigsten Genres wie etwa Serien, Filme, Dokumentationen, Information, Kultur und Wissenschaft.“ Damit sei ein großer öffentlich-rechtlicher Inhalte-Kosmos entstanden – das Herzstück des gemeinsamen Streaming-Netzwerks, in dem die Nutzerinnen und Nutzer auch viele Inhalte von funk, phoenix, ARTE und 3sat finden würden. Darüber hinaus können sich beide Sender eine engere Zusammenarbeit mit weiteren öffentlich-rechtlichen Partnern auch im europäischen Ausland vorstellen.
Die öffentlich-rechtlichen Sender sparen nicht mit Selbstlob. Der ARD-Vorsitzende Kai Gniffke sagte, „wir wollen, dass Menschen so einfach und komfortabel wie möglich die digitalen Angebote des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland nutzen können. Nie war es einfacher, all das zu erleben.“ Sein Intendanten-Kollegen vom ZDF, Norbert Himmler, wollte da nicht zurückstehen: „Das Streaming-Netzwerk ist jetzt für die Nutzerinnen und Nutzer konkret erlebbar.“ Es biete einen leicht zugänglichen öffentlich-rechtlichen Kosmos, der hochwertige Inhalte und einen verantwortungsvollen Umgang mit Daten und Technik verbinde.
Grundlage für das gemeinsame Streaming-Netzwerk wird laut Pressemitteilung eine gemeinsame technische Plattform mit offenen Standards, an der ARD und ZDF im Hintergrund arbeiten. So würden sich ARD und ZDF bereits das gleiche Empfehlungssystem mit fairen und transparenten Algorithmen teilen.
Mit der wechselseitigen Empfehlungs-Funktion soll der Ausbau des gemeinsamen Streaming-Netzwerks nicht beendet sein. Geplant sei ein erweitertes gemeinsames Login, „unter anderem verbunden mit der Möglichkeit für Nutzerinnen und Nutzer, sich aus dem gesamten Fundus an Inhalten übergreifende Merklisten zu erstellen“.