2:3-Niederlage in Leipzig: Herthas furiose Aufholjagd wird nicht belohnt
Kurz liefen sich Sandro Schwarz und Marco Rose nach dem Spiel auf dem Rasen über den Weg. Ein Handschlag, dann ging es für den Trainer von Hertha BSC weiter Richtung Gästeblock. Dort feierten die etwa 4500 mitgereisten Fans ihre Mannschaft lautstark. Und Trainer Schwarz zeigte mit Gesten an, dass sie ruhig noch ein wenig lauter werden können.
Erst der Blick auf die Anzeigetafel machte deutlich, für wen es in der packenden Partie der gut befreundeten Trainer besser gelaufen war. Rose hatte am Samstagabend mit RB Leipzig in der Fußball-Bundesliga 3:2 (3:0) gegen Schwarz und Hertha gewonnen.
Das furiose Comeback der Gäste in der zweiten Halbzeit blieb ohne Lohn. Damit endete die Serie von fünf Spielen ohne Niederlage, von denen vier remis ausgegangen waren. In der Tabelle rutschten die Berliner auf den 15. Platz ab.
Ohne Punkt geblieben, einen Platz in der Tabelle verloren, das war der aus Hertha-Sicht wenig erfreuliche Teil. Aber die Berliner waren vor allem nach der Pause an einem großen Spektakel beteiligt.
Und zeigten einmal mehr, dass es im Team stimmt: „Ich bin so stolz auf meine Mannschaft, das macht so viel Spaß und gibt so viel Hoffnung für die nächsten Spiele“, sagte Dodi Lukebakio bei Sky.
„Bei 0:3 zur Halbzeit ist wahrscheinlich jeder davon ausgegangen, dass wir mit vier oder fünf nach Hause fahren, aber wir haben das Gegenteil bewiesen. Der Lucky Punch hat leider gefehlt“, sagte Innenverteidiger Marc Kempf.
Schwarz hatte sich für einen Wechsel in der Startformation verglichen mit dem Spiel gegen den SC Freiburg entschieden. Marco Richter rückte rein, Chidera Ejuke nahm auf der Bank Platz. Für Richter war es der erste Startelfeinsatz seit Ende April.
Der Mittelfeldspieler hatte in der zweiten Minute gleich die erste Gelegenheit. Seinen Schuss von außerhalb des Strafraums klärte Torwart Janis Blaswich zur Ecke. Das war es in Sachen Torgefahr erst einmal bei Hertha.
Es entwickelte sich eine Partie mit vielen Unterbrechungen und wenig Spielfluss. Auch die Gastgeber brachten in der Anfangsphase nach vorn wenig zustande. Das änderte sich Mitte der ersten Halbzeit. Bei einer großen Chance von Christopher Nkunku war Torwart Oliver Christensen mit dem Fuß zur Stelle.
Kurz danach klappte das Zusammenspiel von Stevan Jovetic und Richter an der Mittellinie nicht. RB kombinierte sich schnell vor das Tor und Emil Forsberg brachte den Ball aus Nahdistanz mit dem Oberschenkel über die Linie. Forsberg war dabei, weil Timo Werner kurzfristig wegen eines Infekts nicht spielen konnte.
Nur fünf Minuten später folgte der nächste Gegentreffer: Innenverteidiger Agustin Rogel verursachte eine Ecke, die Dominik Szoboszlai reinbrachte. Abdou Diallo kam zum Kopfball, den Rogel und auch Leipzigs David Raum berührten. Schließlich lag der Ball im Tor. Kurz danach hielt Kempf in der Nähe der Mittellinie André Silva fest und sah Gelb.
Die Gäste berappelten sich, mehr als ein Fallrückzieher von Jovetic aus großer Entfernung, der das Tor sehr weit verfehlte, sprang aber zunächst nicht heraus. Stattdessen sah die in den vorigen Spielen oft so sichere Abwehr wieder schlecht aus: Silva hatte reichlich Platz und traf den Pfosten, Willi Orban schoss den Ball rein. RB hatte aus wenigen Chancen viel Ertrag rausgeholt und Hertha lag Sekunden vor der Pause 0:3 zurück.
In der Halbzeit nahm Schwarz zwei Wechsel vor. Er brachte Maximilian Mittelstädt und Wilfried Kanga für Marvin Plattenhardt und Ivan Sunjic. Der Trainer probierte es erstmals mit Jovetic und Kanga vorn. Und sein Team glaubte trotz des hohen Rückstands an eine Rückkehr ins Spiel.
Was ihr tatsächlich gelang: Jonjoe Kennys Hereingabe traf Diallo im Strafraum an der Hand. Lukebakio musste lange warten, da Leipzig vor der Ausführung drei Mal wechselte, verwandelte nach gut einer Stunde aber sicher zum 1:3.
Nur zwei Minuten später war die Angelegenheit wieder richtig heiß, weil Jovetic aus der Drehung den Anschlusstreffer erzielte. In der 69. Minute hatte der Stürmer dann die Chance zum 3:3, brachte einen Kopfball aus schwieriger Position aber nicht auf das Tor.
Da Hertha jetzt alles versuchte, um aus dieser fast schon verlorenen Begegnung noch einen Punkt rauszuholen, ergab sich eine spektakuläre Schlussphase. Lukebakio blockte einen Schuss von Nkunku, der Christensen schon ausgespielt hatte. Einige Minuten schien Nkunku das vierte Tor gelungen zu sein. Es zählte aber wegen einer Abseitsstellung in der Entstehung nicht.
Auf der anderen Seite hatten die eingewechselten Ejuke und Davie Selke große Möglichkeiten. Und Sekunden vor dem Ende traf Kanga den Pfosten.
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