Auch mal vergaloppiert
Nur einmal im Leben kann ein und dasselbe Pferd das Derby gewinnen – das war in dem bereits seit 1895 ausgetragenen wichtigsten Trabrennen des Landes stets ein eisernes Gesetz. Doch Ausnahmen bestätigen die Regel. Denn um den Pferden mehr Zeit für ihre Entwicklung zu geben, wurde der Modus geändert. In der 127. Auflage des Klassikers auf der Rennbahn von Berlin-Mariendorf und in seinem den Stuten vorbehaltenen Pendant sind nun nicht mehr drei -_sondern vierjährige Pferde startberechtigt. Das sorgt für ein Unikum:
Die 65 Sulkygespanne, die sich am Wochenende auf der Mariendorfer Piste versammelten, um sich in den mit insgesamt 120.000 Euro dotierten Vorläufen für die beiden Finals zu qualifizieren, waren dem Publikum bereits aus der Saison 2021 bestens bekannt.
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Für alle Besitzer und Fahrer der Pferde gab es also eine zweite Chance, noch einmal ans große Geld zu kommen. Denn die aktuelle Derby-Auflage ist vom Finanziellen her attraktiv wie nie. Die beiden Finalläufe, die am 20. und 21. August, ebenfalls in Mariendorf, stattfinden werden, sind zusammengerechnet mit 500 000 Euro dotiert – ein Rekordpreisgeld. Doch nicht alle Topfavoriten übersprangen am Wochenende die Anfangshürde und konnten sich in ihrem Vorlauf unter den ersten Dreien platzieren, was für die Finalteilnahme nötig gewesen wäre. Es gab spektakuläre Ausfälle.
Vor allem die vom Holländer Michel Rothengatter gesteuerte Lumumba, die das Stuten-Derby im Vorjahr gewonnen hatte, versetzte die Favoritenwetter im Publikum in eine Schockstarre. Denn das überschäumende Temperament des Pferdes war überhaupt nicht zu bändigen. Die Stute wurde aufgrund verbotener Galoppsprünge bereits nach wenigen Metern disqualifiziert.
Für andere Favoriten lief es wesentlich besser. Der amtierende bundesdeutsche Champion Michael Nimczyk erzielte mit der für die Farben der Berliner Rennstallbesitzerin Karin Walter-Mommert angetretenen Stute Sunset Boulevard einen souveränen Erfolg. Angesichts dieser exquisiten Leistung ist das Pferd für das Stuten-Finale nun eine ernstzunehmende Siegkandidatin.
Auch für das Finale der Hengste und Wallache, auf das rund 350.000 Euro Preisgeld und somit der Löwenanteil der Derby-Dotation entfallen werden, ist Nimczyk gemeinsam mit der Berliner Stalleigentümerin bestens vorbereitet. Denn gleich zwei ihrer Traber qualifizierten sich für den Endlauf. Die Berliner Hoffnungen ruhen aber auch auf Thorsten Tietz, der in unmittelbarer Nähe der Mariendorfer Bahn lebt und seinen Vorlauf mit dem Hengst Days of Thunder überlegen gewann.