Hertha BSC und der DFB-Pokal: Trainer Pal Dardai hat eine Serie zu verteidigen

Die ersten Wochen der neuen Saison haben den Fans von Hertha BSC schon wieder die volle Ladung an Emotionen beschert. In die Zweite Liga sind die Berliner Fußballer mit zwei Niederlagen gestartet. Aber nach all diesen Tiefschlägen gab es zuletzt auch positive Nachrichten, die geeignet sind, die trübe Stimmung ein wenig aufzuhellen.

So hat Hertha unter der Woche den Polen Michal Karbownik verpflichten können, an dem auch die scheinbar übermächtigen Ligakonkurrenten Schalke und der Hamburger SV interessiert waren.

Dazu ist Torhüter Oliver Christensen für rund fünf Millionen Euro zum AC Florenz gewechselt. Sportlich dürfte dies zwar eine Schwächung für die Mannschaft von Trainer Pal Dardai bedeuten. Dafür eröffnet der Transfererlös dem finanziell gebeutelten Klub weitere Möglichkeiten für den dringend erforderlichen Kaderumbau.

Wenn beide Mannschaften richtig zur Sache gehen, kann es nur einen Sieger geben.

Pal Dardai, Trainer von Hertha BSC, über das Erstrundenspiel in Jena

Doch Herthas Anhang, leidgeprüft durch die Enttäuschungen der vergangenen Jahre, scheint dem Stimmungsumschwung noch nicht so recht zu trauen. Und tatsächlich: Die Defätisten unter den Fans sehen das Unheil schon kommen. Es hört auf den Namen DFB-Pokal.

An diesem Samstag (13 Uhr, live bei Sky) tritt Hertha in der ersten Runde des Wettbewerbs beim Nordost-Regionalligisten Carl Zeiss Jena an. „Wenn beide Mannschaften richtig zur Sache gehen, kann es nur einen Sieger geben“, sagt Trainer Dardai – und das wäre dann der höherklassige der beiden Vereine.

Klingt schlüssig, doch die Vergangenheit hat gezeigt, dass es sich dabei eben nicht um ein allgemeingültiges Gesetz handelt. Die Pokalgeschichte kennt eine Fülle gestrauchelter Favoriten, und Hertha hat zu einem nicht unerheblichen Teil an dieser Geschichte mitgeschrieben.

Bei 24 Teilnahmen in diesem Jahrtausend sind die Berliner zwölfmal gegen unterklassige Gegner ausgeschieden. Zuletzt im vergangenen Jahr, als sie gegen Eintracht Braunschweig, den damaligen Vorletzten der Zweiten Liga, wie der sichere Sieger aussahen und am Ende im Elfmeterschießen scheiterten.

Blamage? Können wir, sagen sie bei Hertha. Dabei ist das nur ein Teil der Wahrheit. Ja, die Berliner haben in der Vergangenheit mitunter Probleme im Pokal gehabt, aber andere Klubs hat es noch viel ärger getroffen. Der Hamburger SV und Werder Bremen zum Beispiel sind als Bundesligist allein in der ersten Runde bereits zehnmal gegen unterklassige Vereine ausgeschieden.

Das Gerede vom angeblichen Pokalversager geht Dardai auf den Keks

Hertha ist das bisher erspart geblieben – zumindest wenn der Trainer Pal Dardai hieß. Der Ungar hat schon in der Vergangenheit immer wieder zu erkennen gegeben, dass ihm das Gerede vom angeblichen Pokalversager Hertha BSC auf den Keks geht. Denn je mehr man darüber spricht, desto mehr verfestigt sich der Glaube, dass man es ja doch nicht hinkriegt.

„Ich habe die ersten paar Runden eigentlich immer überlebt“, hat der Ungar daher auch jetzt wieder ungefragt gesagt. Wobei man das „eigentlich“ sogar streichen kann.

Als Spieler ist Dardai mit Hertha zwar gegen Tennis Borussia (1998), gegen Holstein Kiel (2002) und gegen den Wuppertaler SV (2007) früh gescheitert. Als Trainer hingegen hat er noch nie gegen einen unterklassigen Gegner verloren. Und auch seine Erstrundenbilanz im DFB-Pokal ist mit fünf Siegen aus fünf Spielen makellos. „Versuchen wir, diese Tradition zu bewahren“, hat er vor dem Spiel in Jena gesagt.

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Mal ist Hertha in diesem Jahrtausend an unterklassigen Gegnern gescheitert.

Dabei steht Carl Zeiss, anders als Hertha, traditionell im Ruf, eine echte Pokalmannschaft zu sein. Zu DDR-Zeiten haben Carl Zeiss und der Vorgängerklub SC Motor Jena vier Mal den FDGB-Pokal gewonnen. Auch nach der Wende sind dem Verein im Pokal einige bemerkenswerte Erfolge gelungen.

So schaltete er 2007 den Cupverteidiger Nürnberg aus und schaffte es anschließend bis ins Halbfinale. 2015 wiederum setzte sich Jena gegen den damaligen Bundesligisten HSV in der ersten Runde durch. In den Jahren danach war es zumindest einige Mal recht eng, trotzdem scheiterte der Klub zuletzt fünfmal in der ersten Runde.

Geht es nach Hertha, dann soll diese Serie auch nach dem Samstag noch Bestand haben, schon um eine unerfüllte Hoffnung am Leben zu erhalten: den Traum vom DFB-Pokalfinale im eigenen Stadion.

Als Hertha noch in der Bundesliga spielte und Dardai gerade zum ersten Mal Cheftrainer der Profis geworden war, hat er einmal von dieser Sehnsucht erzählt: „In jedem Jahr spaziere ich mit meiner Familie, meiner Frau Monica und meinen drei Söhnen, von unserem Haus in Westend am Endspieltag ins Olympiastadion. Jedes Mal, wenn ich diese tolle Stimmung erlebe, tut es mir weh, dass Hertha BSC nicht dabei ist.“

Pal Dardai ist dieser Tage gefragt worden, ob er auch als Trainer eines Zweitligisten wieder vom Pokalfinale träume. „Das ist ein bisschen Boulevard“, antwortete er. „Es ist ein großer Wunsch.“ Aber versprechen werde er nichts. „Ich verspreche nur, dass wir jedes Spiel gewinnen wollen.“