Dry Cleaning, Connie Constance, Mount Kimbie, Collective: Die Pop-Alben der Woche im Soundcheck
Dry Cleaning: Stumpwork (4AD)
Von Schildkröten und Party-Hüten raunt Florence Shaw mit ihrer somnambulen Stimme auf dem zweiten Album der Süd-Londoner Experimental-Band. Eigentlich ist es auch fast egal, um was es in den zumeist surrealen Texten geht. Man hört dieser Frau einfach gerne zu, die so klingt als würde sie aus dem Zimmer nebenan Selbstgespräche zu den seltsamen Klängen ihrer Mitmusiker führen. Wirkten Dry Cleaning auf ihrem Debüt noch etwas nervös und aufgeregt, kommt Stumpwork viel cooler daher. Und das ist ein dickes Plus. Hat man ja nicht oft, dass die zweite Platte viel besser ist als die erste. Andreas Müller, Moderator
Connie Constance: Miss Power (PIAS)
Nach ihrem Wahnsinnsdebüt „English Rose“ von 2019 war es still geworden. Klar, Probleme mit der Majorplattenfirma, denn wenn People of Color Musik machen wollen, die nicht in Richtung R’n’B geht, dann ist der Horizont von Labelbetreibern plötzlich ganz beschränkt. Ihr 2. Album trägt ihren bürgerlichen Namen als Titel, als hätte sie das kränkende Verhalten des Labels dazu getrieben, herauszustellen, wer sie wirklich ist. Eine Selbstbehauptungsplatte mit Songs, die glatter wirken als zuvor, aber auch viel optimistischer. Claudia Gerth, radioeins
Mount Kimbie: „MK 3.5: Die Cuts | City Planning“ (Warp)
Haben sich Dom Maker und Kai Campos nichts mehr zu sagen? Offiziell treten sie auf dem neuen Album noch als Duo Mount Kimbie in Erscheinung, aber die 23 Tracks sind fein säuberlich getrennt: Die erste Hälfte gehört Maker mit seinen vielen Gästen von Slowthai bis James Blake. Dann übernimmt Campos mit seinen Instrumentals, und das Ganze nimmt Fahrt auf. Die Mount-Kimbie-Idee von Maschinenmusik mit Human Touch ist immer noch interessant, die Produktion ist nach wie vor großartig. Trotzdem lässt dieses Doppelalbum, das eigentlich aus zwei Soloalben besteht, ratlos zurück. Christoph Reimann, Deutschlandfunk
Ezra Collective: Where I`m Meant To Be (Partisan Records)
Aus London kommt seit ein paar Jahren der aufregendste neue Jazz. Zwei Brüder aus Tottenham, Schlagzeuger Femi und Bassist TJ Koloeso, haben das Ezra Collective zusammen mit Freunden bereits 2012 als Teenager gegründet. Sie orientierten sich am Science-Fiction-Sound des Sun Ra Akestras, fusionierten Jazz mit Afrobeat, Ska, Salsa und Hiphop und schafften es damit auf große Festivals wie Glastonbury. Während frühere Aufnahmen des Ezra Collectives weitgehend unter Live-Bedingungen entstanden, wurden die Stücke des zweiten Album „Where I`m Meant To Be“ im Corona-Lockdown innerhalb von 18 Monaten aufgenommen. Der raue und wilde Sound ihrer hybriden, unbedingt tanzbaren Musik ist immer noch zu spüren, aber man hört auch die größere Reife. Christian Schröder, Tagesspiegel
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