Den Abstiegskampf vor Augen: Schliddern die Eisbären Berlin ungebremst ins Abseits?
Die Ränge bei den Eisbären sind immer noch gut gefüllt, auch wenn die Leistungen in dieser Saison den Fans des deutschen Eishockeymeisters aktuell immer weniger Freude bereiten. Am 19. Spieltag nämlich zementierte der Mitfavorit auf den Meistertitel seinen 13. Tabellenplatz mit einer 2:4-Pleite gegen die Iserlohn Roosters. Die bereits zweite Heimniederlage der Berliner gegen die Sauerländer in der aktuellen Saison wollten am Freitag immerhin mehr als 10.000 Fans sehen.
Das ist schon eine Marke. Hinter Hertha und Union sind die Eisbären beim Publikum immer noch die klare Nummer drei in der Stadt. Was ihre Leistungen betrifft – nun ja, da sind sie kaum anders als Hertha. Und die Stimmung rund um das Team war wohl auch schon mal besser als aktuell.
Zwei Mannschaften steigen in dieser Saison in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) ab, die Eisbären liegen nach einem guten Drittel der Hauptrunde nur noch gerade so vor einem Abstiegsplatz. Es ist nicht so, dass die Berliner schon jetzt ernsthaft ein Anwärter dafür wären. Aber ein Problem ist wohl auch, dass sie das zu sehr auch so sehen: Jede Niederlage wird von der Führung mit einem Verweis auf eine bald bessere Zukunft schöngeredet. Das war am Freitagabend nicht anders. Cheftrainer Serge Aubin sagte tatsächlich nach dem 2:4 gegen Iserlohn: „Trotz der Niederlage können wir einige positive Aspekte aus dieser Partie mitnehmen.“
Ist den Eisbären noch zu helfen oder schliddern sie ungebremst ins Abseits? Angesichts der Klasse, die sie auch in dieser Saison im Kader haben, sollte das nicht passieren. Aber es deutet sich jetzt schon an, dass die Saison in der entscheidenden Phase auch gut ohne Beteiligung aus Berlin stattfinden könnte. Selbst die Ränge, die dann nach der Hauptrunde für eine Teilnahme an der Play-off-Qualifikation berechtigen würden, sind schon etwas außer Reichweite geraten.
Der Trainer sollte immer noch ganz fest im Amt sitzen
Das ist an sich aber auch kein Drama. Die Eisbären sind besser durch die Pandemie gekommen als die Konkurrenz. Sie wurden in den jüngsten zwei Jahren Meister, sie haben es ermöglicht, dass sich sehr gute deutsche Spieler entwickeln konnten – Lukas Reichel und Kai Wissmann – die dann zu gut für die Liga wurden und inzwischen in Nordamerika ihr Glück versuchen. In Berlin reifte ein Mathias Niederberger erst zum Nationaltorhüter, der er heute ist – und dass Niederberger dann nach München zog, des Geldes wegen, ist Teil des Geschäftes in der Branche.
Zwei Jahre lang lief es für die Eisbären sehr gut, jetzt gibt es eben eine kleine Delle. Noch ist die Saison allerdings längst nicht vorbei, aber schon jetzt lassen sich Lehren aus ihr ziehen. Es ist völlig normal, wenn sich die Arbeit von Trainer Serge Aubin auch mal etwas abnutzt und nicht alles funktioniert. Aber der Trainer sollte immer noch ganz fest im Amt sitzen. Dazu ist auch die Verbundenheit mit Sportdirektor Stéphane Richer viel zu groß, dass dort hektisch reagiert wird.
Die Eisbären haben in der Pause während des Deutschland-Cups vor dem Spiel gegen Iserlohn viel versucht. Sich erst ausgeruht und dann hart und intensiv trainiert – aber machten dann gegen Iserlohn so weiter, wie sie vor der Nationalmannschaftspause aufgehört hatten. Und das obwohl ihre Leistungsträger wie Marcel Noebels oder Leo Pföderl gar nicht beim Nationalteam waren. Klar, die Eisbären haben ein Abwehrproblem und klar, ihr junger Torhüter Tobias Ancicka wird mit der Zeit und wachsendem Misserfolg nicht sicherer. Gegen die Mannschaft aus Iserlohn war das zu beobachten.
Es wird nun am Sonntag dafür ganz einfach für die Eisbären. Im Auswärtsspiel bei den Adler Mannheim (14 Uhr, Magentasport), schon zwei Mal in dieser Saison siegreich in Berlin und aktuell Tabellenzweiter, erwartet niemand etwas vom Außenseiter. Zach Boychuk, aktuell noch einer der besten Angreifer der Berliner, findet das gar nicht so lustig. Das Spiel gegen Iserlohn hat ihn schon genervt, wegen der glücklichen Tore des Gegners. „So läuft das dieses Jahr. Speziell gegen Teams, die viel mit Trap-System spielen“, sagte der Kanadier am Freitag über die defensive Taktik des Gegners. „Jedes Spiel ist jetzt ein Play-off-Spiel für uns. Wir wollen da rauskommen.“
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