Friedrich Merz schmückt sich mit Anselm Kiefer: Wer dem Kanzler Kunst leiht

„Mit dem Rücken zur Kunst. Die neuen Statussymbole der Macht“ lautete vor 15 Jahren der sprechende Titel eines Buches von Wolfgang Ullrich, für das sich der Kunsthistoriker in den Vorstandsetagen großer Unternehmen und Versicherungen umgesehen hatte. Der Titel kommt erneut in den Sinn angesichts des Werks, das Friedrich Merz für sein Büro im Bundeskanzleramt ausgewählt hat. Dort hängt hinter seinem Schreibtisch ein gewaltiges Gemälde von Anselm Kiefer mit dem Titel „Des Herbstes Runengespinst“.

Es lässt sich spekulieren, warum sich der Kanzler ausgerechnet dieses Bild ausgesucht hat und was er darin sieht. Die FAZ recherchierte, aber noch mehr trieb sie herum, woher das Bild stammt, denn normalerweise leihen sich Staatshäupter bei öffentlichen Museen die Kunst, mit der sie sich in ihren offiziellen Räumen umgeben.

Nicht so Friedrich Merz, der das wegen seines Überformats per Kran ins Kanzlerbüro gehievte Werk von einer privaten Stiftung zur Verfügung stellen ließ. Das hat ein Geschmäckle, denn Gemälde von Kiefer oder anderen Großmeistern ließen sich auch über die öffentlichen Häuser anliefern, ohne dass der Verdacht einer Gefälligkeit darauf fallen würde.  

Zur fragwürdigen Angelegenheit wird des Kanzlers Bilderwahl, wenn man erfährt, dass der Leihvertrag mit der in Bonn ansässigen privaten Stiftung für Kunst und Kultur geschlossen wurde, deren Vorsitzender der Impresario Walters Smerling ist. Sie unterhält das Museum Küppersmühle in Duisburg, dessen Präsentationen vornehmlich auf Leihgaben privater Sammler zurückgehen. Wer von ihnen den Kiefer für das Büro von Friedrich Merz zur Verfügung gestellt hat, will Smerling auf Nachfrage des Tagesspiegels allerdings nicht verraten. Im Leihvertrag des Kanzleramts mit der Stiftung steht er pikanterweise auch nicht drin.

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Die im Austausch mit Kollegen gewonnenen „Eindrücke werden auf jeden Fall in die weiteren Überlegungen der Stiftung zum Thema einfließen“, heißt es etwas dürr auf Anfrage des Tagesspiegels. „Eine Zusammenarbeit mit Walter Smerling ist nicht geplant.“ Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz versteht offenbar besser Abstand zu halten. Zu einer Ausstellung zum USA-Jubiläum aber kommt es auch dort wohl nicht.