Solidarität mit der Ukraine: Warum Sie in diesen Tagen eine Kerze ins Fenster stellen sollten

Schalten Sie auch, wenn sie verreisen, die Heizung auf Minimalstandard? Als ich jedenfalls vor kurzem von einer Reise nach Paris zurückkam, dauerte es Tage, bis die Wände des Altbaus warm wurden. Das Haus von 1884 ist nicht isoliert, dazu waren die Grünen zu kurz im Amt, schon gar nicht ist es mit Wärmepumpen oder Solaranlagen ausgestattet. Schlecht fürs Klima und die klammen Kassen der Bewohner.

Andererseits denke ich oft: Meine Gasheizung funktioniert, dank der Krisenbewältigung 2022 durch die angeblich so unfähigen Grünen sowie die norwegischen Pipelinebauer. Also kann ich im Schaukelstuhl an die ukrainischen Freunde und ihre Familien denken. Gerade jetzt immer wieder, wenn ihr demokratischer Staat von Putinhörigen Populisten in Amerika und Europa ruchlos zur Disposition gestellt wird, um billig Metalle, Öl und Gas zu erhalten.

Wärme und Licht sind in der Ukraine nicht selbstverständlich

Wir vergessen es angesichts der vielen Texte unserer Super-Geopolitik-Schreiber oft: Es geht um Millionen Menschen, die von Mykolajiw bis Kyjiw, Charkiw und Lwiw jeden Tag zittern, ob es in ihren Wohnungen, Vierteln, Städten noch Wärme, Licht, einen minimalen Komfort gibt, von Lebenssicherheit ganz zu schweigen. Denn Russland hat wie vorher schon in Tschetschenien und Georgien seit 2014 auch in der Ukraine von Beginn an vor allem und systematisch Wohnviertel angegriffen und zerstört. Die Städte und damit die ukrainischen Identitäten sollen ausgelöscht werden. Putins Parole ist: Je mehr die Menschen leiden, desto schneller fliehen sie oder unterwerfen sich.

Der ehemalige KGB-Offizier steht auch in dieser Hinsicht in sowjetischer Tradition. Die Macht Lenins und Stalins war seit 1917 eine des Schreckens und Mordens, in der Ukraine, in Russland, dem Kaukasus und in Mittelasien, seit 1940 im Baltikum, Ostpolen, im finnischen Karelien, im zentralasiatischen Kleinstaat Tannu Tuwa – dessen junge Männer heute weit überproportional in den Krieg gegen die Ukraine eingezogen werden. Und die von Putin so geliebte Rote Armee kam seit 1944 eben nicht nur als Befreier vom deutschen Terror, sondern auch als Unterdrückerin der Freiheit Ost- und Mitteleuropas.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

Seit 1959 stellten viele Bundesdeutsche zu Weihnachten genau deswegen eine brennende Kerze ins Fenster, als Zeichen der Solidarität mit jenen Deutschen und Europäern, die unter der sowjetischen Herrschaft leben mussten. Die Tradition wurde wiederbelebt 1968, als die Tschechoslowakei besetzt wurde, als 1972 die Arbeiter in Posen, 1980 die in Danzig für ihre und Europas Freiheit eintraten, als 1982 in Polen geputscht wurde, 1990 die DDR ihre Freiheit errang. Wir können als einzelne Bürger nicht viel tun außer spenden – und solche Zeichen senden. Aber das wenigstens sollten wir tun. Also heute Abend: Kerze ins Fenster. Für die Freiheit der Ukraine und Europas.