Comeback für Hertha BSC im Pokal: Fabian Reese als Drohkulisse für den 1. FC Kaiserslautern
Tamas Bodog nahm den Platz seines Chefs ein. „Ah, herrlich“, sagte er. Aber das war nur ein Scherz.
Der Ungar, Co-Trainer von Hertha BSC, musste am Montagmittag seinen Landsmann Pal Dardai bei der Pressekonferenz vor dem DFB-Pokalspiel gegen den 1. FC Kaiserslautern vertreten. Dardai leidet an einem grippalen Infekt. Aber für den Spieltag sieht es gut bei ihm aus. „Er kommt. Da müsst ihr keine Angst haben“, berichtete Bodog.
Das ist beruhigend. Denn mit Viren und ihren Folgen haben sie bei Hertha BSC zuletzt keine besonders guten Erfahrungen gemacht. Ende des vergangenen Jahres musste Fabian Reese wegen Fiebers für das abschließende Hinrundenspiel gegen den VfL Osnabrück passen. Niemand ahnte damals, wie sehr diese Erkrankung, die sich später als Corona-Infektion herausstellen sollte, Reese und letztlich auch seinen Verein treffen würde.
Sechseinhalb Wochen sind seitdem vergangen, und noch immer wartet der Berliner Fußball-Zweitligist auf die Rückkehr seines wohl besten Spielers. Aber jetzt – so scheint es – hat das Warten ein Ende. „Er wird definitiv am Mittwoch dabei sein und der Mannschaft die nötige Hilfe geben“, berichtete Bodog zwei Tage vor dem Pokal-Viertelfinale im Olympiastadion gegen den Ligakonkurrenten aus Kaiserslautern (20.45 Uhr, live bei Sky).
Sein Chef Pal Dardai hatte das bereits Ende der vergangenen Woche angedeutet, nachdem Reese gerade seine ersten Einheiten mit der Mannschaft absolviert hatte. Und tatsächlich sieht es jetzt so aus, als könnte der 25-Jährige gegen den Verein sein Comeback geben, gegen den er auch zum vorerst letzten Mal für Hertha gespielt hat. Exakt 53 Tage werden seitdem vergangen sein.
Das Ligaspiel auf dem Betzenberg Anfang Dezember könnte durchaus als Blaupause für das Wiedersehen im Pokal dienen. Pal Dardai ließ Reese, drei Tage nach dem kräftezehrenden Pokal-Achtelfinale gegen den Hamburger SV, zunächst auf der Bank. Erst zur zweiten Halbzeit wechselte er ihn ein. Hertha lag 0:1 zurück. Am Ende hieß es 2:1 für die Berliner.
Reese war zwar nur mittelbar am schnellen Ausgleichstreffer beteiligt – das 1:1 fiel in der Folge eines seiner gefürchteten Einwürfe –, viel wichtiger aber war die Aura, die ihn inzwischen umgibt. „Alle haben eine ganz andere Körpersprache“, sagte Dardai über die Folgen von Reeses Einwechslung. „Er ist ein Spieler, der innerhalb von fünf Minuten etwas entscheiden kann. Das muss man schon ausnutzen.“
Mit der Ankündigung, dass Reese, entgegen der allgemeinen Erwartung, bereits im Pokal sein Comeback feiern könne, hat Herthas Trainer auch für den 1. FC Kaiserslautern eine Drohkulisse aufgebaut. Sollen sie beim FCK ruhig noch ein bisschen mehr Respekt haben. Vor Hertha. Vor dem ausverkauften Olympiastadion. Und natürlich vor Fabian Reese. Vor seiner spielerischen Klasse, seinen Dribblings, seinem Tordrang, den weiten Einwürfen, seinen Flanken.
In der Startelf wird Reese, genau wie beim Ligaspiel im Dezember, nicht stehen. „Er ist natürlich noch nicht bei hundert Prozent nach einer so langen Pause“, sagte Dardais Assistent Tamas Bodog. Aber: „Er ist ein superwichtiger Spieler für diese Mannschaft. Man kann es als Trainer nur genießen, wie er die Jungs puscht.“
Drei Spiele hat Reese verpasst. In diesen drei Spielen sprang für die Berliner kein einziger Sieg heraus. Selbst zu Hause gegen den Tabellenletzten Osnabrück reichte es nur zu einem 0:0, und am vergangenen Wochenende kassierte Hertha gegen den Aufsteiger Wehen Wiesbaden nach zehn ungeschlagenen Pflichtspielen die erste Niederlage seit Mitte Oktober.
Reeses Rückkehr kommt zur rechten Zeit. Für Hertha steht in dieser Woche einiges auf dem Spiel: Dem Pokalviertelfinale am Mittwoch folgt am Samstag das Heimspiel gegen den Hamburger SV. Bei einer Niederlage wäre das Thema Wiederaufstieg endgültig erledigt.
Auch in Hamburg haben sie die Meldungen über Reeses Genesung aufmerksam verfolgt. Dass Hertha in dieser Woche im Pokal spielt und nicht der HSV, hat schließlich ursächlich mit ihm zu tun.
Im Achtelfinale zwischen beiden Klubs war Reese an allen drei Toren seiner Mannschaft beteiligt. Zwei erzielte er selbst, den Ausgleich durch Jonjoe Kenny in letzter Sekunde der Verlängerung bereitete er vor. Und im Elfmeterschießen verwandelte er den finalen Elfmeter zu Herthas Weiterkommen.
„Über Fabian kann man nur positiv reden“, sagte Tamas Bodog. Man merke ihm die Freude an, wieder auf dem Platz zu stehen. Mit Blick auf das Duell mit dem 1. FC Kaiserslautern wagte Herthas Co-Trainer schon am Montag eine eindeutige Prognose: „Er wird am Ende den Unterschied ausmachen zwischen den beiden Mannschaften.“