Manga-Klassiker „Nausicaä aus dem Tal der Winde“: Odyssee durch die Endzeit
Als das Werk fertig war, wollte er nicht mehr darauf angesprochen werden. Zwölf Jahre lang, von 1982 bis 1994, hatte der Autor, Zeichner und Regisseur Hayao Miyazaki an dem Manga „Nausicaä aus dem Tal der Winde“ gearbeitet – und nebenher so manchen abendfüllenden Film gedreht, der zu seinem Ruf als einer der wichtigsten und erfolgreichsten Animationsfilmregisseure der Welt beitragen sollte.
Eine „zermürbende“ Erfahrung, wie er später in einem Interview sagte – um sogleich hinzuzufügen, dass er über die Arbeit an dem epischen Comic jetzt bitte wegen der damit verbundenen Strapazen nicht mehr sprechen wollte.
Lange war das Meisterwerk vergriffen
Jetzt wird das sieben Bände umfassende und lange vergriffene Meisterwerk neu aufgelegt: Der Hamburger Carlsen-Verlag veröffentlicht es als vierteilige Doppelband-Edition. Der erste Band ist soeben erschienen (Übersetzung Junko Iwamoto und Jürgen Seebeck, Band 1: 272 Seiten, 20 Euro), der Abschlussband soll im Oktober veröffentlicht werden.

© Carlsen
Eine gute Gelegenheit, eine der poetischsten Fantasy-Erzählungen des japanischen Comics kennenzulernen und zu sehen, dass der mit zwei Oscars ausgezeichnete Regisseur von Animationsfilmen wie „Chihiros Reise ins Zauberland“, „Das wandelnde Schloss“ und zuletzt „Der Junge und der Reiher“ nicht immer ein großes Filmstudio braucht, um seine Visionen umzusetzen: Manchmal genügt ihm ein Bleistift und ein Stapel Papier, um großartige Fantasiewelten zu erschaffen.
Von Homer inspiriert
Die postapokalyptische Abenteuergeschichte, deren erste Kapitel auch 1984 von Miyazaki auch als Film umgesetzt wurden, spielt viele Jahrhunderte nach dem Untergang der gegenwärtigen Zivilisationen. Der Planet Erde ist vergiftet, die Menschen kämpfen in archaisch anmutenden Stämmen und Königreichen ums Überleben – gegeneinander, wie auch gegen tödliche Sporen, aggressive Insekten und andere Herausforderungen der Natur.

© Illustration: Miyazaki/Carlsen
Packend ist dabei weniger das Grundgerüst der Handlung, das an andere Fantasie-Erzählungen erinnert. Miyazakis große Kunst besteht in der Visualisierung seiner Geschichte. Komplex und detailverliebt bringt er Nausicaäs Welt mit feinem Strich zu Papier, vor allem die Naturzeichnungen, mit denen er die geschundene Umwelt der fernen Zukunft lebendig werden lässt, sind Panel für Panel große Kunst.
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Miyazaki war von der Inspirationsfigur für seine Erzählung, der griechischen Prinzessin Nausicaä, zeitlebens in seinen Bann gezogen, schrieb er einmal. Wer sich auf die japanische Version dieser Figur einlässt, dem dürfte es ähnlich ergehen.
Redaktioneller Hinweis: Dieser Artikel wurde 2010 zum ersten Mal veröffentlicht und jetzt aus aktuellem Anlass leicht überarbeitet.