„Oxana – mein Leben für Freiheit“ im Kino: Vom Leben und Tod einer Kriegerin
Was bleibt von einer Kriegerin, wenn man ihr den Kampf nimmt? In einem schicken Pariser Bistro stellt eine Journalistin diese Frage an Oxana (Albina Korzh), die da bereits fünf Jahre als politisch Geflüchtete in Frankreich lebt.
„Femen ist eine Idee“, antwortet sie, während sie ihr Glas Rotwein hinunterstürzt. „Der Aktivist ist anonym. Kein Ego. Kein Ruhm. Alle können Femen sein.“ Doch Oxanas Augen sind leer. Sie hat, so scheint es, den Kampf längst aufgegeben.
„Oxana – mein Leben für Freiheit“ basiert auf der Lebensgeschichte von Oksana Schatschko, geboren 1987 in der Ukraine, damals noch Teil der Sowjetunion, die als junge Frau gemeinsam mit zwei Mitstreiterinnen die feministische Femen-Bewegung gründete.
Nach mehreren Dokumentarfilmen ist das Drama der französischen Regisseurin Charlène Favier der erste Spielfilm über das kurze Leben der Aktivistin und Künstlerin, die 2018 in ihrer Wohnung in Montrouge, einem Vorort von Paris, Suizid beging.
Brüste als Waffe
Favier, die auch beim Drehbuch mitschrieb, erzählt auf zwei sich abwechselnden Zeitebenen von Oxanas Leben. Eine verläuft linear und beginnt damit, wie Oxana in armen Verhältnissen in der Ukraine aufwächst.
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Die realen Ereignisse von Oksana Schatschkos Leben sind im Film dramatisch verdichtet, teilweise verändert und im Ergebnis oft etwas zu plakativ geraten, die Ideen zu sehr ausbuchstabiert. Stärker als das Drehbuch sind die dunklen Bilder, die Kameramann Eric Dumont einfängt.
Sie erinnern an die barocken oder romantischen Gemälde, die Oxana studiert, oft ist nur das Gesicht der Protagonistin erleuchtet, wie eine ihrer Ikonen wird sie in Szene gesetzt. Die Ukranerin Albina Korzh beeindruckt in der Titelrolle, in ihrem Schwanken zwischen Verletzlichkeit und fast religiösem Furor, zwischen Wut und Verzweiflung.
Was Oxana gebrochen hat, so suggeriert der Film, waren nicht nur Schikane und Folter, sondern vor allem der Verrat ihrer einstigen Mitstreiterin Inna (Maryna Koshkina), die in Paris auf eigene Faust eine Femen-Gruppe aufgemacht hat, und der darauf folgende Verlust ihrer Bewegung, in der für sie plötzlich kein Platz mehr war. Dass es doch Ego im Aktivismus gab. Dass ihr, dieser großen Kriegerin, der Kampf genommen wurde.